Alles echtGestatten, die Mumien von Palermo
Ein italienischer Fotograf veröffentlicht ein Buch mit nie gesehenen Bildern aus den Katakomben in Sizilien. Ein fantastisches Gruselerlebnis – pünktlich zu Halloween .
Nichts für zarte Gemüter: Der italienische Fotograf Carlo Vannini zeigt in seinem neuen Buch «La Veglia Eterna» («Die ewige Mahnwache») faszinierende Aufnahmen aus der Kapuzinergruft von Palermo auf Sizilien (siehe Diashow oben). Auf 144 Seiten zeigt der Künstler die gut erhaltenen, natürlichen Mumien einer der bekanntesten Mumiengrablegen der Welt.
Die Geschichte der Mumien ist ebenso so spannend wie die Aufnahmen: Im Jahr 1534 bauten die Kapuziner vor den Toren der Stadt Palermo ihr erstes Kloster auf sizilianischem Boden. Die Mönche bestatteten ihre Toten in einer unterirdischen Gruft. Bald stellten sie fest, dass die Leichname nicht wie erwartet zu Skeletten wurden, sondern sich in Trockenmumien verwandelten.
Immer wieder neu angezogen
Bis 1670 diente die Kapuzinergruft ausschliesslich den Ordensmännern. Dann machte die sizilianische Oberschicht Druck, um ihre Toten ebenfalls in der Gruft bestatten zu können. Männer, Frauen und Kinder, die von ihren Angehörigen immer wieder neu bekleidet wurden, sitzen, liegen oder hängen seit Jahrhunderten in den fünf unterirdischen Reihen der Gruft.
Fotograf Vannini zeigt in seinem Buch auch ein eindrucksvolles Bild von Rosalia Lombardo, einem zweijährigen Mädchen, das im Jahr 1920 an der Spanischen Grippe starb. Das Kind sieht aus, als würde es schlafen. Ihr Vater, General Mario Lombardo, ein wichtiger Mann in Palermo, wollte sich mit dem Tod seiner Tochter nicht abfinden und beauftragte den Chemiker Alfredo Salafia, den Körper des Kindes vor dem Verfall zu bewahren.
Noch 1200 Mumien in der Gruft
Chemiker Salafia schaffte gleich zwei Wunder: Er entwickelte nicht nur eine neue, erfolgreiche Einbalsamierungsmethode, sondern konnte auch noch die Kapuzinermönche dazu überreden, Rosalias Leichnam in ihrer Gruft unterzubringen. Das dürfte nicht einfach gewesen sein: Offiziell wurden die Bestattungen in der Kapuzinergruft von Palermo im Jahr 1881 eingestellt.
Von den insgesamt 8000 Sizilianern, die im Lauf der Jahrhunderte in der Gruft ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, gibt es heute nur noch etwa 1200 mumifizierte Leichen.

Zum Buch:
La Veglia Eterna – Catacombe Dei Cappuccini Di Palermo». Verlag Logos Edizioni, mehrsprachig, ca. 27 Fr.