Berliner PolizeiHightech-Koloss gegen die 1.-Mai-Krawallos
Wer am 1. Mai in Berlin zündeln will, muss mit nassforscher Gegenwehr rechnen: Die Ordnungsmacht setzt im Kampf gegen Krawallmacher erstmals den Wasserwerfer der neuesten Generation ein.
«1.-Mai-Krawallos: Diese Wasserwerfer werden sie umhauen», jubelt der «Berliner Kurier». «Bei den am 1. Mai erwarteten Ausschreitungen könnte es für Gewalttäter ungemütlich werden.» Der Grund für die Euphorie der Zeitung: Die Polizei der deutschen Hauptstadt wird 2012 erstmals den «Wasserwerfer 10 000 Cobra» (WaWe 10) einsetzen, um Chaoten, die den Tag der Arbeit zum Tag der Abrechnung machen wollen, den Marsch zu blasen. Das Spezial-Fahrzeug ist ein Hightech-Ungetüm, das durchschlagende Wirkung auf die Gesundheit von Demonstranten haben kann.
Volldampf aus drei Rohren
Wer von der Wasserkanone des knapp zehn Meter langen Trucks getroffen wird, dem kann schon mal eine Rippe brechen. Per Joystick und Monitor bedient die Besatzung die drei Werfer. Einer ist am Heck montiert und zwei sind auf der Führerkabine angebracht. Die vorderen Kanonen können pro Minute 1200 Liter Wasser bis zu 65 Meter weit schiessen, die hintere pumpt immerhin noch 900 Liter über 50 Meter durch die Luft.
Der Tank des WaWe 10 umfasst 10 000 Liter Wasser. Der Vorteil für so genannte «Mai-Chaoten»: Der Tank ist beheizbar. Der Nachteil: Dem Wasser kann während des Einsatzes Tränengas zugefügt werden. Das Spezial-Fahrzeug der österreichischen Firma «Rosenbauer», die eigentlich auf Feuerwehrwagen abonniert ist, beruht auf einem «Mercedes Actros»-Truck, dessen Motor 408 PS Leistung erbringt. Das Gefährt ist knapp zehn Meter lang, 3,7 Meter hoch und wiegt satte 31 Tonnen.
WaWe löscht sich auch selbst
Gegen Angriffe in heissen Demonstrationsnächten ist die Besatzung gewappnet: Erstmals verfügt ein deutscher Wasserwerfer über eine Klimaanlage. Dass Krawallmacher den Polizisten Feuer unter dem Hintern machen, verhindert eine «Selbstschutzanlage»: Aus kleinen Düsen fliessen pro Minute 70 Liter Wasser über den Truck, wenn der etwa mit einem Molotow-Cocktail beworfen wird. Auf Kanten wurde bei der Entwicklung verzichtet: So haften keine Brandsätze am Fahrzeug und Demonstranten können es auch nicht erklimmen.
Um die Rechtmässigkeit einer Polizei-Aktion zu belegen, dienen drei Videokameras den Beamten bei der Beweisführung. Sogar Tonaufnahmen sind mit dem WaWe 10 möglich, so das «Feuerwehr Magazin». Die fünf Beamten im Inneren werden von einer Kabine aus Polycarbonat geschützt: Der Aufprall einer Beton-Platte aus zwölf Meter Höhe konnte dem Laster nichts anhaben. Der Koloss, der bei der Hamburger Ordnungsmacht und der Bereitschaftspolizei Sachsen schon seit April 2011 im Einsatz ist, kostet die Stadt Berlin gut eine Million Franken (900 000 Euro).
Ein «Spiegel TV»-Bericht über den neuen WaWe 10. Quelle: YouTube