Kreuzzug gegen WeihnachtenIn Dänemark brennt der Christbaum
Von wegen gnadenbringende Weihnachtszeit: Im dänischen Kokkedal verhindern Muslime in einem Mieterrat einen Christbaum – sie geben das Geld lieber für muslimische Feste aus.
Kokkedal liegt 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kopenhagen. Das Städtchen auf der Insel Sjælland ist ein Einwanderungsort: 44 Prozent der Einwohner sind gebürtige Dänen, während 56 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Die meisten jener Bewohner oder ihre Eltern kommen aus der Türkei oder aus arabischen Staaten. Auch in der Wohnanlage Egedalsvænge sind die Muslime in der Mehrheit und stellen im Mieterausschuss fünf der neun Mitglieder.
Dieses Komitee hat nun für grosses Aufsehen gesorgt, als es vor Kurzem ablehnte, mehrere Tausend Kronen in den jährlichen Weihnachtsbaum plus Party zu stecken. Die Aufregung kann nicht nur mit dem Traditionsbewusstsein der Nordlichter erklärt werden, sondern muss im Zusammenhang mit einem anderen religiösen Fest gesehen werden: Als vor Kurzem das Fastenbrechen zum Ende des Ramadans gefeiert wurde, investierte die Hausgemeinschaft 60 000 Kronen.
«Beispiel für fehlenden Respekt»
Nachdem die Zeitung «Frederiksborg Amts Avis» von dem Fall berichtet hatte, ging ein Aufschrei durchs Land. Stellvertretend für viele machte der konservative Abgeordnete Tom Behnke seinem Ärger Luft. «Ich finde es sehr beunruhigend, dass unsere Integrationsbemühungen derart falsch gelaufen sind, dass dänische Traditionen entfernt und durch muslimische Traditionen ersetzt werden, sobald es eine muslimische Mehrheit gibt», sagte er laut der «Copenhagen Post» in einem Radiointerview.
Beide Religionen müssten ihren Ritualen nachgehen können, betonte der Politiker. «Das ist ein Beispiel für den fehlenden Respekt für dänische Tradition und Kultur.» Der Vorfall giesst Öl ins Feuer um die Diskussion, wie sehr Muslime in der Gesellschaft des skandinavischen Landes angekommen sind. Nicht zuletzt seit dem Streit um die Mohammed-Karikaturen der Zeitung «Jyllands-Posten» ist das Verhältnis zwischen den Glaubensrichtungen angespannt.
Vermummte attackieren TV-Team
Da helfen auch gut gemeinte Versuche der Annäherung nichts mehr. Ein Besitzer eines kleinen Geschäfts hatte beispielsweise angeboten, Weihnachtsbaum und –party in diesem und nächsten Jahr zu bezahlen. «Ich bin gerade Vater geworden. Kinder sind immer betroffen, wenn ein gutes Fest abgesagt wird. Egal, ob Halloween, Weihnachten oder Fastenbrechen», sagte Jonas Birger-Christensen dem «Jyllands-Posten». Die Mehrheit der Bewohner wolle Weihnachten feiern, nur die Mehrheit des Komitees nicht.
Doch das Christkind scheint bereits in den Brunnen gefallen zu sein, wie der Besuch eines TV-Teams von TV 2 in der Siedlung zeigt. Als die Journalisten mit ihrem Wagen vorfuhren, wurden sie von 25 Vermummten angegriffen und als Neonazis beschimpft. Ihr Auto wurde unter anderem mit Pflastersteinen demoliert, verletzt wurde jedoch niemand. Während der Sender kritisierte, dass er seiner Arbeit nicht nachgehen könne, prüft die Polizei nun rechtliche Schritte.
Gremium selbst heute noch uneins
Mittlerweile hat sich auch der Vorsitzende des Bewohnergremiums zu Wort gemeldet. «Niemand wollte die Verantwortung übernehmen, den Baum zu holen», sagte Ismail Mestasi laut «Copenhagen Post». «Es gab eine Abstimmung und sie endete, wie sie endete. Ich feiere keine Weihnachten, aber ich wurde gefragt, ob ich den Baum hole. Und ich wollte nicht.» Dem widerspricht seine Kollegin im Gremium, Karin Leegaard Hansen: Sie habe sehr wohl angeboten, die Aufgabe zu übernehmen.
Nun geistert mal wieder Samuel Huntingtons «Kampf der Kulturen» durch Dänemark. Der Sprecher der Vereinigung «Islamisk Trossamfund» berichtet von Morddrohungen gegen Muslime. Einen Ausweg aus der Situation könnte ausgerechnet die Bürokratie bringen. Das Unternehmen 3B, dem die Siedlung gehört, prüft nun die Abstimmung des Komitees auf Verfahrensfehler.
Hier ein Video der anderen tendenziösen Seite: Das «Christian Broadcasting Network» mit einem englischsprachigen Bericht über Muslime in Dänemark. Quelle: YouTube/BrickOutOfTheWall