Indische Rapperin nimmt es mit Unilever auf

Aktualisiert

Minaj-CoverIndische Rapperin nimmt es mit Unilever auf

Mit Politik statt Po: Zu einem Beat von Minaj rappt Sofia Ashraf gegen die Firma. Sie soll die Region vergiftet haben.

von
cfr

(Quelle: Youtube/jhatkaa)

Mit weniger Booty, aber zum selben Beat wie die US-Künstlerin Nicki Minaj rappt die Inderin Sofia Ashraf in ihrem neuen Video. Grundlage ihres Songs «Kodaikanal Won't» («Kodaikanal wird nicht») ist Minajs Skandalsong «Anaconda» – in dem es primär um ihr Hinterteil geht. In Ashrafs Lied geht es um etwas Grösseres: Sie prangert den Konzern Unilever an.

Eine Thermometer-Fabrik von Unilever soll in der indischen Stadt Kodaikanal in der Provinz Tamil Nadu die Umwelt mit Quecksilber vergiftet haben. 2001 musste die Fabrik laut der «New York Times» auf Druck von Nichtregierungsorganisationen schliessen. Diese werfen Unilever vor, tonnenweise mit Quecksilber belastetes Glas an einen lokalen Schrotthändler verkauft zu haben. Laut Untersuchungen starben 45 Menschen durch die Arbeit mit dem giftigen Schwermetall. Zusätzlich veröffentlichte die indische Umweltschutzorganisation Community Environmental Monitoring kürzlich einen Bericht, wonach der Boden und die Pflanzen um die Unilever-Fabrik herum verpestet seien.

«Es ist lebensbedrohlich. Kinder leiden»

Ashraf warnt den Grosskonzern: «Kodaikanal wird nicht aufhören, bis ihr Wiedergutmachungen leistet.» Sie blickt herausfordernd in die Kamera: «Unilever, räum deine Schweinerei auf.» Und: «Es ist lebensbedrohlich. Kinder leiden.» Die Nichtregierungsorganisation Jhatkaa hat Ashrafs Song auf ihrer Website gepostet. Damit will sie für ihre Petition werben, die Unilever aufruft, Verantwortung in Kodaikanal zu übernehmen. 20'000 Menschen haben diese bereits unterschrieben.

Es ist nicht das erste Mal, dass Ashraf rappend auf Grosskonzerne losgeht: 2008 prangerte sie mit ihrem Rap «Don't Work for Dow» («Arbeite nicht für Dow») den Chemiekonzern Dow Chemical an. Dieser hatte 2001 die für die Chemiekatastrophe von Bhopal 1984 mit Tausenden Toten verantwortliche Firma Union Carbide gekauft.

Konzern streitet Anschuldigungen ab

Unilever hat sich unterdessen zu den Anschuldigungen geäussert: Man wisse, dass damals 5,3 Tonnen verpestetes Altglas an einen lokalen Händler verkauft worden seien. Dies habe die Leitlinien des Unternehmens verletzt. Dass aber die Umwelt oder Mitarbeiter zu Schaden gekommen seien, stimme nicht, heisst es in einem Bericht von Unilever Hindustan.

Auch den jüngsten Bericht über die Bodenverpestung weist der Konzern zurück: «Die Schlüsse aus dem Bericht stehen im Gegensatz zu Analysen, die über die Jahre von unabhängigen Experten und Instituten gemacht wurden.» In einem Statement beschwichtigt Unilever: «Wir werden uns weiter mit allen betroffenen Personen, inklusive den Behörden und Ex-Mitarbeitern auseinandersetzen, um eine Lösung des Problems zu finden.»

Nicht genug, finden ehemalige Fabrikmitarbeiter. Ihr Protest hat sich inzwischen auch auf Social Media verlegt. Auf Twitter stellen ehemalige Fabrikmitarbeiter direkte Forderungen an den Unilever-CEO Paul Polman und die Aktionäre:

«Liebe Shareholder. Wir haben euch reich gemacht. Und eure Firma hat uns vergiftet. Ex-Mitarbeiter von Kodaikanal»

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