Kirche auf Wanderschaft

Aktualisiert

Kirche auf Wanderschaft

Die romanische Emmaus-Kirche von Heuersdorf stand 750 Jahre lang im Dorf. Jetzt ist das über 800 Tonnen schwere Gotteshaus unterwegs zu seinem neuen Standort im Nachbardorf Borna.

Die Kirche des kleinen Ortes Heuersdorf südlich von Leipzig muss dem Braunkohle-Tagebau weichen. Sie ist ein halbes Jahr für ihre Reise vorbereitet worden. Das 1297 erstmals erwähnte, denkmalgeschützte Bauwerk wurde auf ein Betonfundament gestellt. Am 22. Oktober wurde die Kirche in einem Stück mit Kletterpressen 1,6 Meter angehoben und auf zwei 32 Meter lange Spezialfahrzeuge verladen.

Transport mit 2km/h

Der insgesamt etwa 1000 Tonnen schwere Transport führt über zwei Flüsse sowie Bahngleise und kostet rund drei Millionen Euro. 200 Bäume entlang der Route mussten gefällt werden. Ab Donnerstag reist die Kirche mit 2 Kilometern pro Stunde ins 12 Kilometer entfernte Borna, wo sie am 31. Oktober einen neuen Standort beziehen wird. Das Gotteshaus wird danach renoviert.

Tod eines Dorfes

Auch die 59 Einwohner von Heuersdorf müssen übrigens umziehen, sie werden in verschiedene andere Ortschaften in der Region umgesiedelt. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hatte der Sächsische Verfassungsgerichtshof im November 2005 entschieden, dass die mehr als 700 Jahre alte Gemeinde den Kohlebaggern des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft mbH (Mibrag) weichen muss.

Unter Heuersdorf lagern rund 52 Millionen Tonnen Braunkohle. Die benötigt das Unternehmen, um den jährlichen Bedarf des Kraftwerks Lippendorf von zehn Millionen Tonnen Kohle weiter decken zu können.

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