S-Bahn-Fahrer verhindert wohl grössere Bluttat

Aktualisiert

DüsseldorfS-Bahn-Fahrer verhindert wohl grössere Bluttat

Im Düsseldorfer Hauptbahnhof geht ein psychisch kranker Mann wahllos auf Menschen los; neun wurden dabei verletzt. Auf der Flucht springt der Täter von einer Brücke.

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Axt-Angriff: Der Täter soll psychisch labil sein. Video: Tamedia/Reuters

Die Bilanz ist erschreckend: Neun Menschen hat der Axtattentäter vom Düsseldorfer Hauptbahnhof verletzt, vier von ihnen schwer - darunter ein 13-jähriges Mädchen. Doch der Amoklauf des psychisch kranken Täters hätte wohl noch viel schlimmer ausgehen können, wie die Ermittler am Freitag berichteten.

Denn der 36-Jährige wollte womöglich ein noch weit grösseres Blutbad in einer S-Bahn anrichten. Doch ein Fahrgast schubste ihn aus dem im Hauptbahnhof stehenden Zug - und der S-Bahn-Fahrer verschloss sofort die Türen, so dass dem Täter später nur die kurze Flucht über die Gleise blieb.

Der S-Bahn-Fahrer habe «geistesgegenwärtig reagiert», lobte der Düsseldorfer Kriminaldirektor Dietmar Kneib am Tag nach der Tat. Denn in dem geschlossenen Zug hätte der offenkundig suizidgefährdete Mann, der sich vor etwa einer Woche die Axt für die Bluttat besorgt hatte, womöglich noch weit mehr Menschen schwer verletzen oder gar töten können.

Reisende verfolgen Angreifer

Nach der Tat haben Streifenpolizisten und Reisende den Angreifer verfolgt, der im Hauptbahnhof Düsseldorf mit einer Axt wahllos Menschen verletzte. Das sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Bis zu 500 Polizeibeamte seien im Einsatz gewesen.

Nach dem Axtangriff hat die Polizei die Zahl der Verletzten nach oben korrigiert: Bei der Attacke am Donnerstagabend wurden neun Menschen verletzt, einige von ihnen schwer, wie die Ermittler heute in Düsseldorf mitteilten. Der Gesundheitszustand der schwer verletzten Opfer sei stabil. Die Verletzten seien zwischen 13 und 50 Jahre alt und stammten vor allem aus Dortmund, Düsseldorf, Köln, Solingen und Mettmann, auch zwei Italienerinnen wurden verletzt, so die Polizei.

Nach Sprung von einer Brücke überwältigt

Der Tatverdächtige wurde nach dem Sprung von einer Brücke schwer verletzt festgenommen. Laut Polizei deutete nichts auf einen Anschlag hin. Bei dem Mann handelt es sich nach Angaben der Beamten um einen 36-jährigen in Jugoslawien geborenen und in Wuppertal wohnhaften Mann, der «offenbar psychisch krank» ist.

«Die Polizei geht nach den vorläufigen Ermittlungen davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt», erklärten die Beamten.

Die Polizei sperrte den Hauptbahnhof nach der Tat ab. Der Zugverkehr wurde vorübergehen vollständig eingestellt und erst gegen 00.45 Uhr wieder aufgenommen.

Polizei und Helfer kümmern sich um eine verletzte Person am Boden: Screenshot eines Videos, das in den sozialen Medien kursiert. (9. März 2017)
«Überall am Bahnhof sind Polizisten», sagt ein Mann im Video. (9. März 2017) Bild: Screenshot Video
Zwei Tatverdächtige seien festgenommen worden, nach weiteren mutmasslichen Tätern werde gefahndet, sagte ein Sprecher der zuständigen Bundespolizei in Sankt Augustin: Einsatzkräfte vor Ort.
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Polizei und Helfer kümmern sich um eine verletzte Person am Boden: Screenshot eines Videos, das in den sozialen Medien kursiert. (9. März 2017)

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«Es deutet nicht auf Terror hin»

Ein mögliches Motiv der Tat war nach Angaben der Düsseldorfer Beamten zunächst nicht auszumachen. Es deute jedoch «nichts auf einen Anschlag, auf Terror oder auf einen Amoklauf hin», sagte ein Sprecher.

Ein Augenzeuge berichtete der «Rheinischen Post», der Angreifer sei mit einer S-Bahn am Bahnhof angekommen und habe auf dem Bahnsteig Fahrgäste angegriffen. Vom Aussehen her habe der Mann zudem «an einen Drogensüchtigen erinnert».

Kanzleramtsminister Peter Altmaier zeigte sich angesichts der Attacke betroffen. «Was immer am Düsseldorfer Hauptbahnhof geschehen ist: Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei den unschuldig Verletzten», schrieb er auf Twitter.

(sep/chk/afp)

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