Nora Illi sorgt in Deutschland für Skandal

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«Anne Will»Nora Illi sorgt in Deutschland für Skandal

Anne Will hat die verschleierte Frauenbeauftragte des «Islamischen Zentralrats» in ihre Sendung eingeladen. Die Diskussion und die Reaktionen fallen heftig aus.

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«Für mich bedeutet der Nikab Freiheit und Selbstbestimmung», so Nora Illi in der Sendung von Anne Will. (6. November 2016)
Zuschauer kritisierten neben der Verschleierung Illis vorerst, dass die ARD dem radikalen Islam mit ihrem Auftritt eine Bühne zur fast besten Sendezeit geboten habe. (6. November 2016)
Am meisten Kritik steckte die Sendung für die Einspielung einer Publikation des selbst ernannten Zentralrats ein. Darin verkündet der IZRS, wenn Muslime «nach dem Vorbild des Propheten ... im gelobten Syrien gegen die Schergen Assads und für Gerechtigkeit kämpfen», müsse man das «als Zivilcourage hochloben». (6. November 2016)
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«Für mich bedeutet der Nikab Freiheit und Selbstbestimmung», so Nora Illi in der Sendung von Anne Will. (6. November 2016)

NDR/Wolfgang Borrs

Nora Illi vom Islamischen Zentralrat Schweiz war am Sonntagabend zu Gast in der deutschen Talkshow «Anne Will» des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ARD. Das Thema der Sendung war: «Mein Leben für Allah – Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?» Der Auftritt und die Äusserungen Illis haben heftigste Kritik ausgelöst.

«Anne Will verkommt zur Propagandasendung für den IS», titelt etwa Welt.de. «Das kann man im öffentlichen Fernsehen nicht machen», sagt Islamismus-Experte und Psychologe Ahmad Mansour, der ebenfalls zu Gast war.

ARD spielt Material des Zentralrats ein

Zuschauer kritisierten neben der Verschleierung Illis vorerst, dass die ARD dem radikalen Islam mit ihrem Auftritt eine Bühne zur fast besten Sendezeit geboten habe. Bereits während der Sendung prangerte CDU-Innenpolitiker und Mitdiskutant Wolfgang Bosbach Wills Umgang mit der umstrittenen Frauenbeauftragten an. «Das gehört zu unserem Werteverständnis, dass wir uns mit anderen Meinungen auseinandersetzen», verteidigte sich Will.

Am meisten Kritik steckte die Sendung für die Einspielung einer Publikation des selbst ernannten Zentralrats ein. Darin verkündet der IZRS, wenn Muslime «nach dem Vorbild des Propheten ... im gelobten Syrien gegen die Schergen Assads und für Gerechtigkeit kämpfen», müsse man das «als Zivilcourage hochloben».

«Das ist Propaganda»

Da platzte den Gästen Mansour und Bosbach der Kragen. «Müsste der Staat nicht noch mehr tun, um das zu verhindern – und dann im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so ein Text!», empörte sich Bosbach. Will entgegnete, das sei ja nicht der Text der ARD. Doch Bosbach liess das nicht gelten: «Das haben jetzt Millionen gesehen. Der IS ist ... eine barbarische Terrorarmee, die mit unglaublicher Grausamkeit gegen alle vorgeht, die sich ihr nicht unterwerfen.»

Auch Mansour kritisierte die ARD in der Sendung scharf. «Das ist Propaganda», schimpfte er. Der Islamismusexperte entsetzte sich darüber, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen einer Islamistin eine solche Auftrittsmöglichkeit beschert hat.

«Selbstbestimmung und Freiheit»

Illi sprach in der Sendung von einer angeblichen Selbstentfaltung der Frau unter dem Vollschleier und vom vermeintlichen Respekt, der ihr durch ein solches Islamverständnis entgegengebracht würde. «Für mich bedeutet der Niqab Freiheit und Selbstbestimmung», so Illi in der Sendung. Man habe als Frau im Islam viele Rechte und Möglichkeiten, sich auszuleben.

Das liess Bosbach nicht gelten. Er nannte als Beispiel die Website des Islamzentrums München: «Dort wird ausführlich erklärt, unter welchen Bedingungen ein Muslim seine Frau schlagen dürfe. Und das soll frauenfreundlich sein?»

«Isis hat eine faschistische Ideologie»

Islamismus-Experte Mansour erklärte sich die Radikalisierung von Jugendlichen aus seiner eigenen Erfahrung. Er selbst habe einst im radikalen Islam und bei den Muslimbrüdern «Halt und Orientierung» gefunden. Ihm sei das Gefühl vermittelt worden, Teil einer Elite zu sein, und er habe «ein Gefühl von Macht» erlebt. Schliesslich hätten vor allem Nietzsche, Freud und Machiavelli Zweifel in ihm ausgelöst. Der Ausstieg habe Jahre gedauert.

Zu Gast war neben Mansour und Bosbach auch Sascha Mané, ein Kampfsporttrainer, der seine Tochter an den IS verlor. Er schilderte zu Beginn, wie er ihr in die Türkei nachreiste und sie suchte: «Wenn ich sie noch gefunden hätte, hätte ich sie aufgehalten.»

Der sechste Teilnehmer der Diskussionsrunde war Mohamed Taha Sabri. Der Imam der Dar-as-Salam-Moschee in Berlin-Neukölln meinte kurz und knapp: «Isis hat eine faschistische Ideologie. Das sind Verbrecher gegen die Menschheit.»

Negative Reaktionen im Netz

In den sozialen Medien fielen die Reaktionen auf die Sendung denn auch überwältigend negativ aus.

Ein bisschen Humor gab es aber doch noch:

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