Papst spricht Mohawk-Indianerin heilig

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HistorischPapst spricht Mohawk-Indianerin heilig

Papst Benedikt XVI. hat heute sieben Heilige in den Kanon der katholischen Kirche aufgenommen. Darunter Frauen, die harte Schicksale erlitten hatten.

In einer feierlichen Zeremonie auf dem Petersplatz in Rom erhob Benedikt XVI. neben der Indianierin Kateri Tekakwitha und der bayerischen Dienstmagd Anna Schäffer auch die amerikanische Nonne Marianne Cope und den philippinischen Märtyrer Pedro Calungsod in den Stand der Heiligen. Ausserdem können der französische Missionar Jacques Berthieu, der italienische Ordensgründer Giovanni Battista Piamarta und die spanische Ordensfrau Carmen Salles y Barangueras künftig als Heilige verehrt werden.

Internationale Aufmerksamkeit erregte vor allem die Aufnahme von Katerie Tekakwitha (1656-1680) in den Stand der katholischen Heiligen. Tekawitha war stets zwischen zwei Welten hin- und hergerissen: Die Mohawk-Indianerin wuchs in einer traditionellen Stammesgemeinde im heutigen US-Bundesstaat New York auf, begeisterte sich aber auch schon früh für die von Missionaren überbrachten Ideen des Katholizismus.

Nachdem ihre Familie an den Folgen einer Pocken-Epidemie gestorben war, nahm ein Onkel sie auf. Ihre Stammesmitglieder nannten das Mädchen, das von den Pocken völlig vernarbt und fast blind hinterlassen worden war, bald Tekakwitha - «die, die gegen Dinge stösst».

Die «Lilie der Mowahk»

Mit 20 Jahren konvertierte Tekakwitha jesuitischen Quellen zufolge gegen den Willen ihres Stammes zum Katholizismus. Sie zog in eine Gemeinde im heutigen Kanada, schwor ewige Jungfräulichkeit und betete tagelang auf Knien für die Armen, Kranken und Schwachen der Welt.

Als Tekakwitha mit nur 24 Jahren starb, sollen ihre Pockennarben auf unerklärliche Weise verschwunden gewesen sein. Auch zahlreiche Kranke soll sie geheilt und Taube wieder hörend gemacht haben. Zwei solcher Ereignisse hat der Vatikan inzwischen als Wunder anerkannt.

Viele Nachfahren der nordamerikanischen Ureinwohner verehren Tekakwitha als «Lilie der Mowahk». Zahlreiche Kirchen sind nach ihr benannt, hunderte Menschen pilgern jedes Jahr zu ihr geweihten Andachtsstätten und zu ihrem Grab in Kanada. Traditionelle Indianer, die nicht katholisch sind, sehen ihre Verehrung allerdings kritisch.

Die fromme deutsche Dienstmagd

Die Volksheilige Anna Schäffer starb 1925 im Alter von nur 43 Jahren. Ein Arbeitsunfall, bei dem sie sich als junges Mädchen die Beine in kochender Waschlauge verbrühte, hatte sie zuvor zweieinhalb Jahrzehnte lang ans Bett gefesselt.

Zeitzeugen berichten von der grossen Ausstrahlung Schäffers. Viele Mitmenschen sollen die fromme Dienstmagd an ihrem Krankenbett aufgesucht haben, um sich bei ihr Rat und Trost zu holen.

Unmittelbar nach Anna Schäffers Tod setzte die Verehrung ein. Bis heute ist Schäffers Grab in ihrem Heimatort Mindelstetten in Oberbayern alljährlich das Ziel von mehreren Tausend Pilgern.

Im Jahr 1999 soll eine Frau aus Bayern von einer schweren Bauchwassersucht geheilt worden sein, nachdem sie ihre Gebete an Anna Schäffer gerichtet hatte. Dies wurde von der katholischen Kirche als Wunder anerkannt. (sda)

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