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MeteoritenhagelEine Explosion, 30 mal stärker als Hiroshima

Die Sprengkraft des Meteoriteneinschlags im Ural war so hoch, wie die von 30 Atombomben. Entsprechend gigantisch sind auch die Schäden, mit denen die Region derzeit zu kämpfen hat.

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Die Explosion des Meteoriten im Ural war einer der einschneidendsten kosmischen Vorfälle in Russland seit über 100 Jahren. Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde NASA gehen davon aus, dass die in der Atmosphäre freigesetzte Energie der Meteoritenexplosion vom Freitag etwa 30 Mal höher war als die Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima.

Das letzte Ereignis dieser Grössenordnung war das sogenannte Tunguska-Ereignis im Jahr 1908, als Sibirien von einer heftigen Explosion erschüttert wurde, die Wissenschaftler auf einen Asteroiden oder Kometen zurückführten.

Glaser – dringend gesucht

Nach der Explosion vom Freitag haben die russischen Behörden mit einem Grosseinsatz die Aufräumarbeiten vorangetrieben. Rund 20'000 Helfer waren in Tscheljabinsk im Einsatz, wie Katastrophenschutzminister Wladimir Puschkow sagte.

Die Helfer prüften unter anderem die Statik von Gebäuden, ergänzte Puschkow bei einem Besuch in der Stadt Tscheljabinsk. Die Druckwelle des im Flug explodierten Meteoriten hat nach offiziellen Angaben mehr als 4000 Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten und viele andere öffentliche Einrichtungen in Mitleidenschaft gezogen.

Ein Problem sind vor allem die rund 200'000 Quadratmeter zerborstener Fensterscheiben, welche es zu ersetzen gilt. Bei eisigen Tagestemperaturen von rund -12 Grad sind die Menschen dringend auf das schützende Glas angewiesen. Viele behelfen sich vorläufig mit Plastikplanen und Brettern vor den zerborstenen Fenstern. Helfer bemühten sich, warme Kleidung und Essen zusammenzutragen, wie das Büro des Gouverneurs mitteilte. Aus angrenzenden Regionen wurden Glaser eingeflogen.

Über 30 Millionen Franken Schaden

Der Gesamtschaden liege bei etwa einer Milliarde Rubel (rund 30,6 Millionen Franken), Tendenz steigend, sagte der Gouverneur des Gebiets Tscheljabinsk, Michail Jurewitsch. Insgesamt seien durch Schäden an den Gebäuden rund 100'000 Menschen betroffen.

Von den 1200 Verletzten wurden am Samstag noch 40 in Spitälern behandelt. Die meisten Verletzungen waren durch Glassplitter verursacht worden. Ärzten zufolge gab es einige schwerere Verletzungen durch Türen, die durch die Druckwelle aus den Angeln sprangen, sowie durch einstürzende Decken.

Jagd nach Meteoritenteilen

Taucher suchten am Samstag drei Stunden lang im Tscherbakul-See etwa 80 Kilometer von Tscheljabinsk entfernt nach Teilen des Meteoriten. Berichten zufolge soll mindestens ein Teil in den zugefrorenen See gestürzt sein, Fernsehbilder zeigten ein Loch in der Eisfläche.

Es sei aber nichts gefunden worden, sagte die Sprecherin des Zivilschutzministeriums, Irina Rossius, Moskauer Agenturen zufolge. Demnach lag die Sicht unter Wasser bei nur anderthalb Metern.

(jbu/sda)

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