Schwule Pfadfinder werden in den USA zum Politikum

Aktualisiert

Aus für Verbot?Schwule Pfadfinder werden in den USA zum Politikum

Eine Abstimmung bei den amerikanischen Pfadfindern spaltet das Land. Es geht darum, ob künftig auch Homosexuelle in die Pfadi gehen dürfen. Und damit um moralische Grundsatzfragen – und um viel Geld.

von
jbu
Befürworter und Gegner der Vorlage machten im Vorfeld der Abstimmung mobil.

Befürworter und Gegner der Vorlage machten im Vorfeld der Abstimmung mobil.

Soll der Bann, der Schwulen die Mitgliedschaft bei den «Boy Scouts of America» verbietet, aufgehoben werden? Darüber können die amerikanischen Pfadfinder heute befinden. Bei der Abstimmung geht es nicht einfach um eine blosse Änderung der Statuten des Jugendverbands – es geht um eine Grundsatzfrage enormen Ausmasses.

1,8 Millionen Menschen unterschrieben im Vorfeld der Abstimmung eine Petition, die die Aufhebung des Verbots verlangte. Auch die Gegner machten mobil und brachten 19'000 Unterschriften zusammen. Beide Seiten gingen auf die Strassen, machten mit Transparenten und Parolen auf ihr Anliegen aufmerksam. Selbst US-Präsident Barack Obama äusserte sich öffentlich zur Thematik und sprach sich für eine Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen in allen Lebensbereichen aus.

Es gehe um einen wegweisenden Kurswechsel in der öffentlichen Meinung, betonten auch andere Befürworter. Das Verbot sei nicht nur «antischwul», sondern auch «antiamerikanisch», sagte ein Sprecher einer Schwulenvereinigung. Selbst hohe Vertreter der «Boy Scouts» sagten, es gehe um mehr als um ihren Verband. «Irgendwie sind die Pfadfinder in den Fokus der Debatte über Homosexualität gerückt», schrieb der Präsident der «Boy Scouts of America», Wayne Perry, in der «USA Today».

Sponsoren drohen abzuspringen

Die Gegner hingegen sehen die amerikanischen Werte vor ihren Augen zugrunde gehen. «Die Dinge, die dieses Land geprägt haben – die Moral, die Grundlage dessen, was wir sind – werden durchgerüttelt und brechen auseinander», sagt ein ehemaliger US-Soldat aus Texas in der «Los Angeles Times». «Die Boy Scouts würden zerstört. Ihre Finanzen und ihre Mitglieder würden drastisch schwinden», so seine düstere Prognose.

Tatsächlich werden die amerikanischen Pfadfinder zu rund 70 Prozent von religiösen Gruppen finanziert. Manche von ihren haben damit gedroht, bei einer Aufhebung des Verbots den Geldhahn zuzudrehen.

Gegenwärtig herrscht bei den «Boy Scouts of America» ein explizites Mitgliedschaftsverbot für Schwule. Der Bann wurde im Jahr 2000 selbst vom obersten Gericht als verfassungsmässig gebilligt. Eigentlich hätte bereit vor Monaten über eine Aufhebung des Verbots abgestimmt werden sollen. Der heikle Entscheid wurde dann aber kurzfristig verschoben.

Deine Meinung zählt