Naturschutz in PolenStillende Mütter wehren sich gegen Baummassaker
Grundstücksbesitzer in Polen brauchen neuerdings keine Genehmigung mehr, um Bäume zu fällen. Eine Gruppe Mütter ist dagegen.
Eine umstrittene Gesetzesänderung in Polen hat ein Baummassaker entfesselt. Seit dem 1. Januar ist es Grundstücksbesitzern erlaubt, ohne Genehmigung Bäume zu fällen. Die Folgen der neuen Umweltpolitik lassen sich langsam, aber deutlich erkennen. In der Hauptstadt Warschau wurden in mehreren Parks alte Bäume gefällt, in Wäldern und Gärten im ganzen Land ragen Tausende Baumstümpfe aus der Erde.
Hinter dem neuen Gesetz steckt Umweltminister Jan Szyszko, der nach eigenen Angaben mit dem Streichen der Genehmigungspflicht ein «Bürokratieabbau» anstrebte. Doch Kritiker sehen einen anderen Grund hinter der sogenannten «Lex Szyszko»: Sie ahnen knallharte Geschäftsinteressen von Immobilienfirmen und der Holzindustrie.
Mütter wollen Bäume für ihre Kinder
Umweltorganisationen und Aktivisten protestieren seit Wochen wegen des landesweiten Baumfällens – jetzt hat auch eine Gruppe junger Mütter aus Krakau eine Aktion in den sozialen Netzwerken gestartet. Sie nennt sich «Matki Polki na wyrbie» (übersetzt «Polnische Mütter auf Baumstümpfen»). Mit Bildern, die die Frauen mit ihren Babys stillend auf abgeholzten Bäumen zeigen, wollen sie auf die Situation aufmerksam machen.
«Jeden Tag gehe ich durch die Stadt spazieren und entdecke einen neuen Ort, an dem Bäume gefällt wurden», sagt die Initiantin des Protestes, Cecylia Malik, zu «The Guardian». «Wir wollen diesen furchterregenden Prozess beenden, denn er schadet uns und schliesslich auch unseren Kindern», sagt sie.