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FauxpasThailand wirbt mit Hitler für nationale «Werte»

Die vom Militär eingesetzte Regierung wirbt mit einem Film für thailändische Nationalwerte. Dass Hitler darin auftaucht, empört die halbe Welt – ausser Thailand.

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Thailands Militärregierung hat sich in einem Propagandafilm einen Missgriff geleistet. Der kurze Streifen, der den Namen «30» trägt, soll Schülern die «zwölf wichtigsten Werte» nahebringen, die sie zu lernen haben. Nur: In einer Szene malt ein grinsender Junge ein Porträt Adolf Hitlers vor ein Hakenkreuz, während ein Mitschüler lächelnd applaudiert und im Hintergrund fröhliche Musik läuft.

Der knapp elf Minuten lange Film wurde am Samstag kostenlos in den Kinos gezeigt. Doch kurz darauf ergossen sich in den sozialen Medien Hohn und Spott über das Werk, schreibt das Portal «Quartz». Mittlerweile wurde der Kurzfilm aus Youtube entfernt.

Halbe Welt ist empört, nur die Thailänder nicht

Israels Botschafter Simon Roded zeigte sich gegenüber der thailändischen Zeitung Khaosad «entsetzt und traurig», dass ein Film der Regierung Nazisymbole benutze und das offensichtlich keinem der Beteiligten aufgefallen sei. Es sei nicht das erste Mal, «dass Unkenntnis der Geschichte des Holocaust» in Thailand anzutreffen sei.

Ein Beamter des Büros von Ministerpräsident Prayuth Chan Ocha spielte die Empörung runter und nannte den Fauxpas ein «leichtes Missverständnis». «Der Film ist gut», sagte Panadda Diskul gegenüber der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch. «Wir werden das Projekt nicht stoppen, aber wir werden das problematische Bild durch ein anderes, passenderes ersetzen.»

Hitler-Chic ist nichts Neues

Der jüngste Vorfall ist nicht der erste solche in Thailand: Im Jahr 2009 wurde an der Autobahn zwischen Bangkok und Pattaya eine Anzeigentafel mit einem Bild Adolf Hitlers aufgestellt. Darauf war in Thai zu lesen: «Hitler ist nicht tot.»

1998 wurde eine Hitler-Figur in einem Werbefilm für Kartoffelchips gezeigt. Am Ende verwandelte sich ein Hakenkreuz in den Schriftzug des Produkts. Ende der 80er-Jahre eröffnete in Bangkok eine «Nazi Bar», deren Kellner Armbinden mit Hakenkreuz trugen. Nach Kritik im In- und Ausland wurde der Name in «No Name Bar» geändert.

(kle/sda)

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