BürgerschreckUS-Cops setzen auf Panzerfahrzeuge
Die US-Armee gibt gepanzerte Monster-Trucks aus Afghanistan und dem Irak kostenlos an Polizeibehörden ab. Jetzt regt sich der Protest gegen die Militarisierung der Cops.
Amerikas Polizeidienste rüsten auf. Ein Polizeidepartement nach dem anderen, in Gliedstaaten von Idaho bis Florida, schafft sich tonnenschwere Panzerfahrzeuge an, die besser auf die Schlachtfelder ferner Kriege passen würden.
Genau von dort kommen sie her. Weil die US Army nicht mehr im Irak ist und sich aus Afghanistan zurückzieht, weiss sie nicht wohin mit ihren ausgemusterten Transport-Trucks. Deshalb erfüllt sie den Wunsch von Macho-Sheriffs aus dem ganzen Land, die gern mit schusssicheren Fahrzeugen auf den Strassen ihrer Städtchen herumkurven wollen. Wie das «Wall Street Journal» berichtet, begann letzten Sommer die Auslieferung von vorerst 200 solcher Fahrzeuge. Anfragen von 750 weiteren Gemeinden würden geprüft.
Schutz vor Minen und Kugelhagel
Den Gesetzeshütern haben es besonders die sogenannten MRAP-Truppentransporter angetan. Das Kürzel heisst ausgeschrieben Mine Resistant Ambush Protected und bedeutet, dass die Trucks Minen widerstehen und gegen Angriffe aus dem Hinterhalt schützen können. Die bis 18 Tonnen wiegenden Fahrzeuge haben dicke Panzerplatten und einen V-förmigen Boden, der die Wucht einer Detonation seitlich ablenkt. Explodiert eine in der Erde vergrabene Mine, bleiben die Insassen des MRAP-Fahrzeugs mit grösserer Wahrscheinlichkeit am Leben. Das Militär zahlte für die Trucks zwischen 400'000 und 700'000 Dollar, gibt sie den Polizeien aber kostenlos ab.
In Salinas, Kalifornien, ist bisher noch keine Mine explodiert. Es besteht keine Gefahr, dass Verbrecher am Strassenrand Sprengkörper vergraben. Dies hinderte die örtliche Polizei aber nicht daran, letztes Jahr ein MRAP-Fahrzeug im Wert von 650'000 Dollar von der Army entgegenzunehmen. In Salinas habe das SWAT-Team für Sondereinsätze dringend einen neuen Transporter benötigt, schreibt «The Daily Sheeple». Dank dem Truck sei bereits ein Verdächtiger verhaftet worden, nachdem man ihn vom hohen Geschützturm aus habe erspähen können.
«Sie terrorisieren die Bürger»
Das neue Ungetüm auf Salinas' Strassen hat aber nicht nur Freunde. «Dieses Fahrzeug ist für den Krieg gemacht», schrieb ein verärgerter Bürger auf der Facebook-Seite der Polizei. «Argumentiert nicht mit meiner Sicherheit, um dieses Fahrzeug zu rechtfertigen. Das Polizeidepartement von Salinas ist nur ein Haufen von Feiglingen, die das Fahrzeug zur Einschüchterung verwenden und die Bürger dieser Stadt terrorisieren wollen.» Polizeichef Kelly McMillin sagte in einem Zeitungsinterview, ihn überrasche diese Reaktion nicht. Er widersetzte sich aber der Behauptung, der neue Truck führe zu einer Militarisierung der Polizeiarbeit.
Ärger wegen der Fahrzeuge gibt es auch in New Yorks Jefferson County, wo sich selbst republikanische Abgeordnete gegen die Anschaffung eines über vier Meter hohen MRAP-Monsters wehrten. Doch der örtliche Sheriff setzte sich im Bezirksrat knapp durch. Im liberal gesinnten Gliedstaat New Hampshire hat ein Parlamentarier ein Gesetz eingebracht, das die Panzerfahrzeuge im Militärstil generell verbieten soll. Das Gesetz würde sogar die Anschaffung der vergleichsweise kleineren, bei Polizeidiensten beliebten BearCat-Fahrzeuge untersagen.
Unbehagen über staatliches Machtsymbol
Nach Meinung des Experten Peter Kraska nährt sich der Widerstand auch aus der NSA-Kontroverse. Wie der Professor an der Universität von Eastern Kentucky dem «Journal» sagte, tragen die Enthüllungen über die staatlichen Überwachungsprogramme zum Unbehagen über die militärische Ausrüstung der Polizei bei. «Die gepanzerten Fahrzeuge sind ein sichtbares Beispiel dafür, dass es zu weit geht.»
Ein Beamter des Ministerium für Landessicherheit erklärt ein MRAP-Fahrzeug:
(Quelle: YouTube/FireAndPoliceVideos)
Und hier testet US-Talkmaster Jay Leno einen BearCat-Panzerwagen:
(Quelle: YouTube/JayLenosGarage)