Wie Valerie Witwe ihres Vaters wurde

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Fast wie bei ÖdipusWie Valerie Witwe ihres Vaters wurde

Als Kind erfuhr die Amerikanerin Valerie, dass ihre Mama eigentlich ihre Oma ist und ihre echte Mutter sich prostituiert. Doch vor acht Jahren der noch grössere Schock: Ihr verstorbener Gatte war ihr Vater.

von
phi
Starker Auftritt: Im «Akron Beacon Journal» erzählt Valerie Spruill ihre ungewöhnliche Geschichte.

Starker Auftritt: Im «Akron Beacon Journal» erzählt Valerie Spruill ihre ungewöhnliche Geschichte.

Valerie Spruill aus Akron im US-Bundesstaat Ohio hat kein leichtes Leben gehabt. Im Alter von neun Jahren muss sie erfahren, dass ihr Vater und ihre Mutter nicht die sind, für die sie sie hält. Sie wächst in Wahrheit bei ihren Grosseltern auf – und die Frau, die sie als «Freund der Familie» kennt, ist ihre echte Mama.

Erst später erfährt Valerie, dass jene Christine als «Night Lady» arbeitet, wie sie es gegenüber dem «Akron Beacon Journal» ausdrückt.

Christine hat ihr Kind weggegeben, als es drei Monate alt war. Valerie verlebt ihr Leben ohne die Mutter, doch kurz bevor Christine 1984 stirbt, versöhnen sich die Frauen. «Ich habe gebetet und gebetet, dass Gott sie eines Tages ändert. Und er tat es. Eines Sonntags kam sie zur Kirche und schloss sich uns an», erinnert sich die Tochter. Und sie sagt: «Es ist keine Schande, weggegeben zu werden. Meistens ist es ein Segen.» Ohne Christine habe sie gut gelebt.

«Mich hat es am Boden zerstört»

Valerie heiratet, hat drei Kinder. Dann lernt sie den Trucker Percy Spruill kennen. Sie tritt mit dem Mann aus Mississippi erneut vor den Altar. Sie arbeitet 34 Jahre lang in der Buchhaltung beim Reifenhersteller «Goodyear». Die heute 60-Jährige muss zwei Schlaganfälle wegstecken und liegt nach einem diabetischen Koma elf Tage lang auf der Intensivstation. Sie steckt das alles weg. Doch das dicke Ende kommt erst noch.

Ihr Ehemann Percy stirbt 1998 im Alter von 60 Jahren. Sie überhört die Gerüchte, die in der Stadt hochkochen. Bis schliesslich einer ihrer Onkel mit der Wahrheit herausrückt: Ihr verstorbener Gatte ist auch der Mann, der Valerie mit der damals erst 15 Jahre alten Christine gezeugt hat. «Es muss erzählt werden, weil Kinder wissen müssen, woher sie kommen», erklärt die Amerikanerin. «Und ich weiss, dass es weh tut, denn mich hat es am Boden zerstört.»

«Halb Akron» wusste Bescheid

Ein DNA-Test schafft 2004 Klarheit: Percy ist sowohl Valeries Ehemann als auch ihr Dad. Die Frau sucht therapeutische Hilfe. Sie glaubt, Percy habe Angst gehabt. Die Frage, wer alles davon wusste, beantwortet die Gottgläubige lachend mit «halb Akron.» Und jetzt soll es alle Welt wissen.

Valerie hofft auf diesem Wege, weitere mögliche Verwandte zu finden. Doch der eigentliche Grund ist, dass sie ein Zeichen setzen will. «Man kann viele gemeine, bösartige Menschen auf dieser Welt finden. Aber wenn sogar eine alte Lady wie ich das alles durchsteht und sie noch immer an Gott glaubt und frohen Herzens ist, kannst auch du lieben - egal, wo du gewesen bist oder was geschehen ist.»

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