Neue TheseWurden die Missonis entführt?
Im Fall des seit zehn Tagen vermissten Vittorio Missoni gibt es einen winzigen Hoffnungsschimmer: Das Handy einer Passagierin war zwei Tage lang nach dem Verschwinden des Kleinflugzeugs immer noch angeschaltet.
Der Missioni-Erbe Vittorio, seine Frau Maurizia Castiglioni und vier weitere Insassen sind mit ihrem Kleinflugzeug am 4. Januar vor der Küste Venezuelas verschwunden. Sie waren von der Inselgruppe Los Roques Richtung Caracas unterwegs. Seither suchen venezolanische und italienische Rettungskräfte nach den Vermissten. Neue Erkentnisse deuten jetzt darauf hin, dass die Italiener entführt worden sind.
Wie die Zeitung «Giornale de Brescia» schreibt, arbeiten die Behörden derzeit intensiv an der These der Entführung. Die Ermittler verfolgen die Spur des Handys von Passagierin Elda Scalvenzi. Die Freundin der Missonis habe kurz nach ihrem Verschwinden einen Anruf eines Freundes aus London erhalten. Der Mann habe Scalvenzis Handynummer am 6. Januar mehrmals gewählt. Dabei habe das Telefon einen Rufsignal gegeben. Das sei nur möglich, wenn das Handy eingeschaltet ist, so die Ermittler.
Keine Benzinspur im Wasser bis jetzt
«Dass das Handy einen Rufton zurück sendete, könnte ein Zeichen dafür sein, dass es nicht im Wasser liegt», behauptet eine Quelle gegenüber der italienischen Zeitung und bestätigt gleichzeitig, dass die Staatsanwaltschaft in Rom eine Untersuchung in Richtung Entführung eingeleitet hat, obwohl bislang keine Lösegeldsfoderung vorliegt.
Luca Missoni, Bruder des Vermissten, ist inzwischen nach Venezuela gereist, um bei der Sucharbeiten dabei zu sein. Auch er gibt sich positiv: «Bis jetzt haben wir keinen einzigen Benzinflecken im Wasser gesehen, weder aus der Luft noch aus den Schiffen. Das macht uns Hoffnung», sagte der Italiener gegenüber der venezolanischen Zeitung «Ultimas Noticias». Er würde lieber selber bei der Suchaktion dabei sein, «als nur im Hotel herumzusitzen.» Wie lange er im südamerikanischen Land bleiben wolle, gab er nicht an: «Vorläufig bleibe ich hier.»
Der Informationsfluss im Fall Missoni ist allerdings stark blockiert. Die Sprecher der venezolanischen Suchtruppen haben einen Maulkorb erhalten. Sie dürften keinerlei Auskunft zum Verlauf der Ermittlungen geben, schreibt «Ultimas Noticias». Das Blatt weiss jedoch: Der Pilot hatte neun Minuten nach dem Take-off aus Los Roques zum letzten Mal Verbindung zum Kontrolltower. Von einem technischen Deffekt war nicht die Rede. Eine weitere Tatsache, die die Theorie der Entführung nährt.