Japan greift durchZwei Jahre Haft wegen Pistole aus 3-D-Drucker
Ein Japaner muss zwei Jahre hinter Gitter, weil er auf dem 3-D-Drucker Schusswaffen herstellte. In den USA dagegen arbeiten Waffenrebellen bereits mit Metallfräsen.
Japans Waffengesetze sind strikt: Mit ganz wenigen Ausnahmen dürfen Privatpersonen weder Feuerwaffen noch grosse Messer besitzen. Und herstellen dürfen sie Schusswaffen schon gar nicht.
Kein Wunder, kannte Richter Koji Inaba vom Bezirksgericht Yokohama keine Gnade für Yoshitomo Imura. Nach einem Bericht von «Japan News» sprach er den 28-jährigen früheren College-Angestellten am Montag in allen Punkten schuldig und verurteilte ihn zu zwei Jahren Gefängnis.
Video zeigte, wie mans macht
Imura hatte in seiner Wohnung in Kawasaki mit einem 3-D-Drucker aus Kunststoff zwei einfache Pistolen gedruckt. Der Richter befand dies für «bösartig». Der Angeklagte habe die Herstellung der Waffen für Nachahmer erleichtert, indem er den Bauvorgang in einem Video im Internet veröffentlichte. Richter Inaba sagte, Imura habe «mit seinen Fähigkeiten geprahlt und versucht, die Waffenkontrollgesetze zahnlos zu machen».
Die Verteidiger hatten erfolglos geltend gemacht, der Angeklagte habe nicht gewusst, dass Waffen herzustellen illegal sei. Die Anklage hatte eine Freiheitsstrafe von 42 Monaten gefordert.
Magazine mit Waffen aus dem 3-D-Drucker
Die Debatte um Waffen aus dem 3-D-Drucker begann letztes Jahr in den USA: Eine anarchistische Gruppe aus Texas namens Defense Distributed veröffentlichte Baupläne für den Liberator, eine simple Einschuss-Pistole aus Hartplastik. Eine von Imuras Waffen erinnert an das amerikanische Vorbild, eine andere ist ein sechs Schuss fassender Revolver.
Cody Wilson, der Kopf hinter Defense Distributed, konzentrierte sich in der Folge darauf, Baupläne für den zentralen Bestandteil des bekannten AR-15-Sturmgewehrs zu entwickeln. Wer den sogenannten unteren Systemkasten mit dem Abzug und der Magazinöffnung besitzt, kann alle anderen Teile des Sturmgewehrs problemlos im Internet kaufen. Die Gruppe druckte auch Magazine für die Gewehre. Baupläne oder Dateien für 3-D-Drucker zu veröffentlichen ist in den USA legal.
Automatisch aus Metall fräsen
Wie Wilson festgestellt hat, lässt die Zuverlässigkeit der aus Kunststoff gefertigten Bauteile nach wiederholtem Schiessen zu wünschen übrig. Hinzu kommt, dass seit zwei Jahren ein eigens erlassenes Gesetz die Herstellung von Waffen aus Plastik untersagt. Deshalb hat Defense Distributed Anfang Oktober den Ghost Gunner lanciert, eine automatische Aluminiumfräse für den Heimgebrauch.
Unterlegt mit einer melancholischen Klaviermelodie von Claude Debussy, zeigt ein Video die Funktionsweise des «Geisterkanoniers». Das schwarze Gerät muss bloss an einen PC angeschlossen werden, und schon fräsen seine Bohrerspitzen präzis und automatisch den AR-15-Systemkasten aus einem Block Aluminium. Für den Eigengebrauch ist ein Gewehr mit diesem Bauteil ohne Seriennummer in den USA legal.
Nachfrage enorm
Das Magazin «Wired» nennt den Ghost Gunner eine «Maschine, mit der jedermann eine Schusswaffe aus Metall zu Hause herstellen kann.» Defense Distributed bietet das kubische schwarze Gerät für 120o Dollar an. Schon drei Tage nach der Lancierung war die erste Serie des Fräsautomats ausverkauft.
Dass jemand mit einer selbstgefrästen Waffe Gewalttaten begeht, ist für Wilson der Preis der Freiheit. Zu «Wired» sagte er: «Man darf eine Zahnbürste ohne Seriennummer haben, und man darf eine Gewehr ohne Nummer haben.» Das gilt aber nur für die USA - nicht für Japan.
Video der Verhaftung Yoshitomo Imuras:
(Quelle: YouTube/Euronews)