Monegassen-HochzeitWenn Fürsten bürsten und die Braut abhaut
Eine märchenhafte Revolverpistole um eine flüchtende Braut Charlene Wittstock macht die Runde. Doch für sein Filou-Image ist Fürst Albert II. auch selbst verantwortlich.
Manchmal sind Geschichten offenbar zu gut, als dass sie angezweifelt werden. Im Fall des Fürsten Albert II. und Charlene Wittstock ist die Story fast schon märchenhaft: Die Braut habe kurz vor ihrer Hochzeit von einem Kegel erfahren, lautet die Fabel. Kegel nannte man früher uneheliche Kinder, daher auch die Redewendung «mit Kind und Kegel». Die Fast-Prinzessin flüchtet über die Schlosstreppe ins Ausland, wo sie ein One-Way-Ticket in die südafrikanische Heimat löst.
Dienstag: «L'Express» lanciert Hingucker
Der finstere Fürst, kaum hatte er von der Flucht erfahren, griff zu seinem roten Telefon, das ihn flugs mit dem Polizei-Präsidenten von Nizza verband. Die Traumhochzeit sei in Gefahr, nun müsse gehandelt werden. Der freundliche Franzosen setzte seine Streitmacht in Bewegung und schritt ein, bevor sich die Braut in Luft auflöste. Wenn das so nicht in etwa auf der Website des französischen Magazins «L'Express» gestanden hätte, könnte es der Stoff eines kitschigen Königsromans sein.
Das Märchen von der fliehenden Fürstenbraut fand trotzdem noch am selben Tag seinen Weg in die Pressehäuser Europas. Besonders für den Boulevard ist Alberts Husarenstück ein gefundenes Fressen: «Eklat in Monaco», heisst es am Dienstag, den 28. Juni bei «Blick.ch» und die unausweichliche Frage folgt: «Macht die Braut einen Rückzieher?»
Mittwoch: Nachrichtenagentur streut die Geschichte
Am Morgen des 29. Juni berichtete auch die Nachrichtenagentur SDA. Moderat ist von einer «Behauptung» die Rede: «Am Dienstag hatte das Fürstenhaus in Monaco Trennungsgerüchte ausdrücklich dementiert, die das Nachrichtenmagazin `L'Express? auf seiner Internetseite veröffentlicht hatte.»
Trotz des Dementis legte die sda unter dem Titel «Mega-Hochzeit im Schatten von Trennungsgerüchten» am Nachmittag nach. «Grund [für die angebliche Beinahe-Trennung] sei das Privatleben des Fürsten, das nicht so `beispielhaft? sei, wie es die Braut geglaubt habe», wird unter Berufung auf «L'Express» geschrieben und gleichzeitig erwähnt, dass Monaco rechtliche Schritte gegen das französische Magazin einleiten werde.
Donnerstag: Printmedien steigen ein
Am Donnerstag, den 30. Juni, druckt der «Tages-Anzeiger» auf seiner bunten «Kehrseite» die Agenturmeldung ab. Die sda meldet am selben Tag: «Wirbel um angebliche Beziehungskrise in Monaco hält vor Hochzeit an.» Der «L'Express»-Chefredaktor Christophe Barbier habe am Vortag im Radio gesagt: «Wir haben diese Information aus drei verschiedenen Quellen erhalten, und alle drei sind zuverlässig.»
Das war am Donnerstag. Am Mittwoch wurde noch über einen Besuch des Paares vom Dienstag bei den Festvorbereitungen informiert: «Auf einem Foto des Auftritts vom Dienstag fasst Albert Charlene unter den Arm.»
Weltweites Interesse an dem fürstlichen Filou
Die Geschichte macht die Runde: «People» berichtet in den USA, «Marie Claire» in Grossbritannien und in Deutschland der «Focus». Dass so viele das Märchen glauben wollen und darüber schreiben, hat sich Albert II. aber auch selbst zuzuschreiben. 1992 gab er zu, aus einer Liaison mit einer amerikanischen Kellnerin eine Tochter gezeugt zu haben: Jazmin Grace ist heute 19 Jahre alt. Mit einer Stewardess aus Togo bekam er anno 2003 einen Sohn namens Alexandre Coasta.
Als uneheliche Kinder sind die beiden nicht nur von der Thronfolge ausgeschlossen, sondern sollen auch nicht an der Hochzeit teilnehmen. Wenn diese Anleihen an Aschenputtel nicht die Fantasie des Boulevards wecken, dann die Ex-Beziehungen des Fürsten mit Hollywood-Aktrice Brooke Shields und Models wie Claudia Schiffer und Naomi Campbell. Weil Albert der Ruf des Filou anhaftet, wird wohl auch noch weiter über das Märchen in Monaco berichtet werden – bis dass die Klage Leser und Schreiber scheidet.
Ein AFP-Bericht zum Monaco-Märchen. Quelle: YouTube