«Auf den ersten Blick komme ich arrogant rüber»

Aktualisiert

Bühlmann verabschiedet sich«Auf den ersten Blick komme ich arrogant rüber»

Am Samstag reicht Jan Bühlmann sein Krönchen weiter. Mit 20 Minuten Online sprach der Mister Schweiz über Frauen, sein Mister-Jahr und Selbstüberhöhung.

Bettina Bendiner
von
Bettina Bendiner

Du trittst ab. Was waren deine schönsten Momente?

Da gab es ein paar. Mein Highlight war aber der 1. August, wo ich auf dem Rütli «schnörrelen» durfte. Ich wurde Politikern vorgezogen, man schenkte mir Vertrauen, traute mir das zu. Das habe ich gern gemacht.

Jan der Super-Schweizer?

Nein, überhaupt nicht. Wir hatten nur ein Meeting vorher, es hiess ‚schreib mal was'. Und ich musste es vor der Rede nicht einmal vorzeigen. Sie haben mir einfach vertraut. Ich habs vorgetragen, ohne dass sie vorher wussten, was ich sagen würde.

Gabs auch schwierige Momente?

Man ist immer ein bisschen anders drauf. Mal hat man einen besseren, mal einen schlechteren Tag. Mister Schweiz ist wie ein Job, man muss so oder so sich selber sein. Und den Job richtig machen.

Gehts konkreter?

Vielleicht am Valentinstag, als ich aus vier Frauen, das «perfekte Date» aussuchen musste. Da konnte ich nicht dahinterstehen. Das war nicht wirklich authentisch. Erstens hatte ich eine Freundin und zweitens musste ich so tun, als ob die Auserwählte das perfekte Date wäre. Dieses Unechte, Gespielte, das gefällt mir nicht.

Hat deine Freundin das locker gesehen?

Sie fand es lustig. So von wegen, wir sehen uns nicht, dafür siehst du vier andere Frauen.

Wie wars insgesamt mit den Frauen, übers Jahr gesehen?

Es war extrem unterschiedlich. Es gibt die jungen, die haben mega Freude und sind ehrfürchtig. Die älteren, dies lustig finden und auf mich zukamen. Und natürlich das Grosi-Alter. Es war nie übertrieben. In der Schweiz sind die Leute generell eher zurückhaltend.

Hast du dich überhöht gefühlt?

Das kam mir sehr schräg rein. Ich hatte am Anfang Mühe mit Autogrammstunden, habe mich gefragt, was die alle von mir wollen. Bevor ich Mister Schweiz war, wollte ja auch niemand ein Autogramm von mir. Aber eben – in der Schweiz ist der Mister-Titel wichtig. Deshalb finden das manche cool.

Deckt sich dein Selbstbild mit deinem öffentlichen Image?

Ich habe probiert, beides deckungsgleich hinzubekommen. Ich habe versucht ehrlich zu sein und zu sagen, was ich denke. Zu zeigen, dass auch ich ein normaler Mensch bin. Aber ich lese nichts bis gar nichts über mich. Deshalb kenne ich mein öffentliches Image gar nicht.

Du hast immer sehr bedacht geantwortet…

Stimmt. Jedoch waren meine Antworten stets wahr und persönlich. Nur auf die Formulierung habe ich geachtet.

Kamst du deshalb manchmal arrogant rüber?

Am Anfang vor allem. Das war wegen Clifford Lilley. Es hiess, ‚zieh mal die Klamotten an'. Ich habe gesagt, das würde ich nie anziehen. Dann hat sich das verselbständigt. Viele sagen: Ich komme auf den ersten Blick arrogant rüber. Dabei sei das Selbstsicherheit.

Also kein «Mister Arrogant». Wie behalten wir dich in Erinnerung?

Ich würde mir nie ein Label verpassen. Mit einem Wort sowieso nicht. Das find ich voll doof.

Was machst du mit dem vielen Geld?

Ich habe mir bis jetzt drei Sachen geleistet: Einen Laptop, gute Kopfhörer und einen Urlaub. Den Rest spare ich für meine Schule.

Für die Schauspielschule?

Ja, das ist immer noch mein Ziel. Ich weiss aber nicht, ob es schon dieses Jahr losgeht. Wegen vertraglicher Verpflichtungen kann ich vielleicht nicht gleich verschwinden.

Was für Verpflichtungen?

Es gibt Angebote als Ex-Mister, zugesagt habe ich noch nichts.

Willst du nicht als Ex-Mister arbeiten?

Ich will mich lieber auf meine eigenen Sachen konzentrieren. Aber schliesslich kommt das immer auf das Angebot an.

Hast du die Anmeldung bei der Mister-Wahl jemals bereut?

Nur an dem Tag, an dem ich gewonnen habe. Weil ich mir die Konsequenzen nicht überlegt habe. Im Bett dachte ich, ‚ui, jetzt wird's heftig'. Am nächsten Morgen war aber alles gut. Seit da habe ich es nicht mehr bereut.

Welche Konsequenzen denn?

Ich hatte mich schon fürs Studium angemeldet. Das musste ich verschieben. Ich hatte weniger Zeit für meine Familie und Freunde – und die Hobbys. Ich musste viele Abstriche machen. Das gehört dazu. Man hat halt Termine.

Was ist dein Rat an deinen Nachfolger?

Die Kandidaten sind ja mega brav. Das ist eigentlich super. Sie sollen sich auf keinen Fall verstellen. Und überlegte Sachen erzählen und nicht drauflosplappern, Spass dran haben. Und Zeit für Freunde und Hobbys finden.

Sind bei dir Freundschaften zerbrochen?

Nein, das wären ja keine Freundschaften gewesen. Meine Freunde haben das verstanden.

Nervts dich, dass du einen Monat weniger Mister bist?

Nein, gar nicht. Ich habe mich drauf eingestellt. Von daher stresst mich das nicht.

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