Knäck in Afrika«Die Hygiene hier ist eine Katastrophe»
Für ein Hilfswerk reiste Knackeboul nach Mosambik. Die Zustände im südlichen Teil Afrikas verlangen dem Schweizer Rapper einiges ab.
Mit den Worten: «Jetzt habe ich gerade eine Kokosnuss vom Baum geholt», begrüsst uns Rapper Knackeboul lachend am Telefon. Auch ein seit zwei Tagen andauernder Stromaufall tut der guten Laune des Musikers offensichtlich keinen Abbruch. Als Botschafter der karitativen Institution Viva con Agua reist er aktuell quer durch das südliche Afrika, um Wasserprojekte von Helvetas zu besuchen. Bereits über 35 000 Menschen freuen sich in dieser Region über eine funktionierende Trinkwasser-Versorgung, die dank – an Schweizer Musikfestivals gesammelten – Spenden realisiert werden konnten.
Sonne, Palmen, Strand und Meer. Ein entspannter Urlaub im Paradies? Nicht ganz. Seine persönlichen Eindrücke vor Ort lassen Knackeboul nachdenkliche Töne anstimmen: «Man kann sich die Zustände hier kaum vorstellen. Tausende Menschen leben in Lehmhütten – ohne fliessend Wasser oder Strom», berichtet der Berner. Die ärmlichen Bedingungen gehen auch am engagierten Beatboxer nicht spurlos vorbei: «Die Hygiene ist eine Katastrophe. Kein WC ist sauber. Die Hälfte des Teams ist krank und ich hatte üble Magenkrämpfe», erzählt der 31-Jährige.
«Viel verändern wird mein Besuch nicht»
Dass David Lukas Kohler, wie Mundartist Knackeboul bürgerlich heisst, seinen Mund auch im Bezug auf ernsthafte Themen öffnet, ist bekannt. Erst vor kurzem hatte er mit einem YouTube-Video und seiner Meinung zur Schweizer Asylpolitik für Furore gesorgt. Primär für sein damaliges Statement «Ich bin nicht stolz darauf, Schweizer zu sein», erntete Knäck nicht nur Loorbeeren.
Der Zeitpunkt seines politischen Statements und das karitative Engagement in Afrika hätten nichts miteinander zu tun, versichert er im Gespräch mit 20 Minuten. Und hält an seiner Einstellung fest: «Ich bin auch hier nicht stolz dabei zu sein, sondern finde es interessant. Ich mache mir keine Illusionen, viel verändern wird mein Besuch hier nicht», erklärt er weiter.
«Wasser ist wichtig, Bildung wäre wichtiger»
Knackeboul wäre nicht Knackeboul, wenn er diese Reise nicht auch gleich musikalisch nutzen würde. In Pemba, der Hauptstadt der nördlichen Provinz Cabo Delgado, gab der Wortakrobat ein Openair-Konzert. Ein Song mit einem einheimischen Künstler sowie ein Musikvideo werden folgen.
Nach den ersten fünf Tagen in Afrika zieht der Schweizer Entertainer eine durchzogene Bilanz: «Wasser ist wichtig, Bildung wäre noch wichtiger. Vielleich gründe ich einmal mein eigenes Hilfswerk und nenne es Viva con Bildung. Wenn ich da an die vielen Negativkommentare unter meinem Video denke, gäbe es diesbezüglich auch in der Schweiz noch viel zu tun», scherzt Knäck lachend. Eines ist damit gewiss: Es braucht schon mehr als sengende Hitze, beinahe unzumutbare Hygienezustände und einen über Tage andauernden Stromausfall, um dem engagierten Grossmaul seinen Humor zu nehmen.