«Ich bereite mich ja auch nicht aufs Heterosein vor»

Publiziert

Film-Star Max Hubacher«Ich bereite mich ja auch nicht aufs Heterosein vor»

Vom Verdingbub zum schwulen Fussballer: Max Hubacher spricht mit 20 Minuten übers Abheben, Abfeiern und über Sexszenen mit einem Mann.

Katja Fischer
von
Katja Fischer

Er spielt im neuen Film «Mario» einen Fussballer und träumte einst selbst von einer Profikarriere: Max Hubacher im Ballwechsel-Interview. (Video: Tamedia)

Braucht er das überhaupt? Max Hubacher gehört mit 24 Jahren zu den talentiertesten Schauspielern der Schweiz. Staubt seit Jahren grosse Rollen ab. Hat schon einen Schweizer Filmpreis zu Hause. Und trotzdem besucht er noch die Schauspielschule.

Max, ist die Schauspielausbildung eine Alibi-Übung?

Nein, die ist wichtig. Fürs Theater sogar fast eine Voraussetzung. Und ich will unbedingt Theater spielen.

Warum? Mit den Filmen läuft es hervorragend.

Ich brauche die Abwechslung. Mein Traum ist, Theater und Film zu gleichen Teilen machen zu können. Was aber schwierig ist. Ein festes Engagement am Theater lässt sich nicht so leicht mit Film-Dreharbeiten vereinbaren.

Du willst den Fünfer und das Weggli.

Ja, ich versuche es zumindest. Vielleicht nimmt mich ja jemand so wie ich bin. (lacht)

Ziemlich sicher sogar. Wenn seine Ausbildung in Leipzig im Sommer zu Ende ist, dürften sich Theater- und Filmemacher in Deutschland und in der Schweiz gleichermassen um ihn reissen. Nicht nur deshalb ist er froh, wenn sein Studium nach vier Jahren endlich zu Ende ist. Hubacher ging nie gerne zur Schule. Mit elf stand er erstmals auf der Theaterbühne und fasste den Entschluss, Schauspieler zu werden – weil er dank des Stücks nicht die Schulbank drücken musste.

Was wärst du geworden, wenn nicht Schauspieler?

Profifussballer.

Du machst Witze.

Als kleiner Junge träumte ich tatsächlich mal von der grossen Fussballerkarriere. Ich tschuttete bis zu den C-Junioren. Cool, kann ich jetzt zumindest im Film diesen Traum ausleben.

In «Mario», der ab dieser Woche in den Kinos zu sehen ist (siehe Box), spielt Hubacher einen schwulen YB-Spieler, der sich in einen Teamkollegen verliebt. Ein Tabuthema, das auf die Leinwand kommt.

Wie hast du dich auf die Rolle als schwulen Fussballer vorbereit?

Es war hilfreich, dass ich selbst Fussball gespielt habe. Ausserdem sprach ich viel mit den U21-Spielern von YB und besuchte ihre Trainings. Aufs Schwulsein hab ich mich nicht vorbereitet. Wieso auch? Ich bereite mich ja auch nicht aufs Heterosein vor.

Ist es was anderes, eine Liebesszene mit einem Mann zu spielen?

Anfangs war ich aufgeregt, es war das erste Mal für mich. Ich hab aber schnell gemerkt, dass es keinen grossen Unterschied macht. Ich verliebe mich ja auch nicht in meine Filmpartnerinnen. Und Aaron ist auch kein schlechter Küsser. (lacht)

Der Schauspieler: Max Hubacher gilt als eine der grossen Schweizer Schauspiel-Hoffnungen. Für seine Rolle in «Der Verdingbub» wurde er mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet. Jetzt spielt er im Drama ...
... «Mario» einen schwulen Berner Fussballprofi, dessen Liebe zu Teamkollege Leon (Aaron Altaras) zum Problem wird.
Der Macher: Marcel Gisler bringt das Tabuthema Schwulsein im Fussball ins Kino. Der Rheintaler, der heute in Berlin lebt, hat schon mehrere Filme homosexuellen Hauptfiguren realisiert.
1 / 3

Der Schauspieler: Max Hubacher gilt als eine der grossen Schweizer Schauspiel-Hoffnungen. Für seine Rolle in «Der Verdingbub» wurde er mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet. Jetzt spielt er im Drama ...

Javier Etxezarreta

Für die Hauptrolle ist Hubacher für den Schweizer Filmpreis nominiert. Schon zum zweiten Mal. Erstmals bekam er die Auszeichnung für seine Titelrolle in «Der Verdingbub» – mit gerade mal 18 Jahren.

Hat dich der Erfolg damals überrumpelt?

Ja. Plötzlich bist du das Gesicht für etwas, von dem du keine Ahnung hast. Natürlich hatte ich mich mit dem Thema Verdingkinder auseinandergesetzt, aber selbst betroffen war ich nicht. Eine grosse Verantwortung. Aber meine Eltern sagten: Mach dir keine Sorgen, das geht wieder vorbei.

Es ging nicht vorbei.

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich durch Bern lief und mir ein Wildfremder auf die Schulter klopfte. Das kann einen schon paranoid machen. Du denkst, alle Leute schauen dich an. Und alle glauben, dich zu kennen.

Kannst du den Erfolg heute mehr geniessen?

Ja, jetzt ist es cool. Ich bin älter, sehe anders aus und bleibe oft unerkannt. Im Ausgang kann ich auch mal richtig feiern und mich abschiessen. Erkennt man mich, störts mich nicht. Meine Freunde decken mich manchmal und sagen: Er wird oft mit Max Hubacher verwechselt.

«Mario» läuft in den Kinos. Die Schweizer Filmpreise werden am 23. März in Zürich verliehen.

Darum geht es im Drama «Mario»: Dem YB-Nachwuchstalent Mario (Max Hubacher) steht eine verheissungsvolle Profi-Karriere bevor, als ihm sein Gefühlsleben in die Quere kommt. Mannschaftskollege Leon (Aaron Altaras) verdreht ihm den Kopf, und die heimliche Liebe bleibt nicht lange unentdeckt – ein Kampf um unterdrückte Gefühle in einem homophoben Umfeld beginnt.

Darum geht es im Drama «Mario»: Dem YB-Nachwuchstalent Mario (Max Hubacher) steht eine verheissungsvolle Profi-Karriere bevor, als ihm sein Gefühlsleben in die Quere kommt. Mannschaftskollege Leon (Aaron Altaras) verdreht ihm den Kopf, und die heimliche Liebe bleibt nicht lange unentdeckt – ein Kampf um unterdrückte Gefühle in einem homophoben Umfeld beginnt.

Deine Meinung zählt