Statistik: 85% der ermittelten Vergewaltiger sind Ausländer

Aktualisiert

Statistik: 85% der ermittelten Vergewaltiger sind Ausländer

Die Zahl der Vergewaltigungen hat in der Schweiz im vergangenen Jahr um 12,7 Prozent zugenommen. 85 Prozent der ermittelten Vergewaltiger sind Ausländer. Die Kriminalstatistik entspreche aber nicht der Realität, reklamieren Expertinnen für Gewalt gegen Frauen.

Insgesamt wurden im vergangen Jahr 646 Vergewaltigungen angezeigt, gegenüber 573 im Jahr 2004. Von den 353 ermittelten Tätern sind 302 Ausländer, was einem Anteil von 85 Prozent entspricht (2004: 64 Prozent). Laut Ursula Sachweh von der Beratungs- und Informationsstelle für Frauen (BIF), entspricht die Statistik nicht der Realität. Bei der Beratungsstelle melden sich etwa gleich viele Ausländerinnen wie Schweizerinnen, sagt die Expertin gegenüber 20minuten.ch.

Die Dunkelziffern bei den Schweizerinnen liege einiges höher, weil sich Schweizerinnen seltener trauen, eine Anzeige zu erstatten, da die Straftat dann in ihrem sozialen Umfeld bekannt wird. Ausländerinnen verfügten oft über einen weniger grossen Verwandten- und Bekanntenkreis und seien deshalb eher geneigt, eine Vergewaltigung zur Anzeige zu bringen.

Barbara Schmidiger vom Nottelefon für Frauen zum Anstieg der Anzeigen um 12 Prozent: "Es besteht kein Grund zur Panik. Jahrelang sind die Zahlen stabil geblieben. Ich sehe keinen Anlass für eine Trendwende."

Seit April 2004 gelten einfache Körperverletzung, Tätlichkeiten, Drohung, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung im häuslichen oder familiären Bereich als Offizialdelikte. 2005 fand diese Tatkategorie erstmals für das ganze Jahr Eingang in die Statistik.

Dabei legten die Vergewaltigungen um 12,7 Prozent, Nötigungen um 5,3 und Drohungen um 2,5 Prozent zu. Ob die Zunahme auf die Neuerung zurückzuführen ist, lässt sich gemäss fedpol nicht eindeutig belegen.

Insgesamt sind in der Schweiz im vergangenen Jahr 10,5 Prozent weniger Straftaten gemeldet worden als 2004.

Der Rückgang geht vor allem auf das Konto der Diebstähle, die den Löwenanteil der Kriminalstatistik ausmachen. Lässt man die Diebstähle inklusive der gestohlenen Fahrzeuge beiseite, nahmen die Delikte hingegen um 1,4 Prozent zu, wie das Bundesamt für Polizei (fedpol) am Donnerstag mitteilte.

Neben den Diebstählen ohne Fahrzeuge mit rund 14 Prozent weniger Anzeigen gingen Raub (-11,5 %), Freiheitsberaubung und Entführung (- 8,1 %) und Tötungen (-4,2 Prozent) zurück. Darin sind neben den vollendeten auch die versuchten Delikte eingeschlossen, sofern sie angezeigt wurden.

Die Zahl minderjähriger Verdächtiger und ausländischer Staatsbürger in der Kriminalstatistik nahm erneut leicht ab.

Kaum Änderungen bei den Drogendelikten

Bei den illegalen Drogen blieben sich die Zahlen in etwa gleich. 2005 wurden 49 450 Verzeigungen gezählt, 2004 waren es 50 580; der Rückgang beträgt damit 2 Prozent.

Bezüglich der Substanzen wurde 2005 mit 283 Kilo weniger Kokain als im Vorjahr sicher gestellt. Dennoch blieben die Kokain-Fänge auf hohen Niveau stehen. An Ecstasy gingen der Polizei 200 000 Pillen ins Netz, die höchste Zahl seit 1975. Beim Hanf und seinen Derivaten ging die beschlagnahmte Menge leicht zurück. Die Zahl der Drogentoten stieg von 182 auf 211.

Statistik mit Mängeln

Die Kriminal- und Betäubungsmittelstatistik weist methodische Mängel auf. Sie können deswegen nach Angaben des fedpol höchstens als Indikatoren für mehrjährige Entwicklungen und als Basis für Trendaussagen dienen.

Die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren beschloss Anfang 2006 mit den anderen Beteiligten, aufgrund eines Konzepts des Bundesamts für Statistik eine umfassende Revision einzuleiten. Die neue Statistik soll 2010 vorliegen. Bis dahin fasst das fedpol die Zahlen der städtischen und kantonalen Polizeikorps weiterhin zusammen.

(sda)

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