Todespille Tamiflu?

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Todespille Tamiflu?

Die Meldungen über Nebenwirkungen von Tamiflu bei Japanern reissen nicht ab. 128 meist jüngere Leute benahmen sich nach der Einnahme anormal. So entstand bei vielen der unwiderstehliche Wunsch, sich von Gebäuden zu stürzen.

Insgesamt meldeten laut Kyodo 1.800 Leute Nebenwirkungen des Grippemittels. Die 128 meist jungen Leute hätten vom Drang berichtet, sich von Gebäuden zu stürzen, oder auch von einem überwältigenden Bedürfnis zu hüpfen. Die Studie des Gesundheitsministeriums bestätige einen kausalen Zusammenhang zwischen dem seltsamen Verhalten und Tamiflu nicht, berichtete Kyodo.

Laut Roche-Sprecherin Martina Rupp wurde an einem Treffen im japanischen Gesundheitsministeriums am Mittwoch festgehalten, dass zu wenig Daten vorhanden seien, um einen Kausalzusammenhang zwischen Tamiflu und dem seltsamen Verhalten herzustellen. Rupp sagte auf Anfrage, Roche und ihre japanische Tochtergesellschaft Chugai arbeiteten mit der japanischen Gesundheitsbehörde zusammen, um mehr Daten über die Sicherheit des Medikamentes, aber auch darüber zusammenzutragen, ob die Grippe selber allenfalls solche Verhaltensstörungen auslösen könnte. Inzwischen sei bereits eine Studie mit 10.000 Personen angelaufen.

Rupp wies weiter darauf hin, dass in Japan seit 2001 bisher 35 Millionen Patienten mit Tamiflu behandelt worden seien. In den vergangenen zwei Wochen seien elf Fälle von Stürzen aus oder von Gebäuden gemeldet worden, von denen einer tödlich ausgegangen sei. In keinem Fall sei zuvor Tamiflu eingenommen worden. Nun werde angestrebt, dass alle diese Fälle den Behörden gemeldet würden, auch wenn jemand bei einem solchen Sturz nicht an Grippe erkrankt gewesen sei.

Bereits im vergangenen Monat hatte Roche berichtet, amerikanische und japanische Studien hätten gezeigt, dass Patienten in Tamiflu-Behandlung im Vergleich zu unbehandelten Erkrankten ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen aufwiesen, die das Zentralnervensystem beträfen. Und die europäische Arzneimittelbehörde EMEA berichtete wenige Tage später, die Vorteile von Tamiflu überwögen die Risiken, wenn das Mittel vorschriftsgemäss eingesetzt werde. Allerdings hatte die EMEA rund einen Monat zuvor Roche empfohlen, den Beipackzettel von Tamiflu um weitere mögliche Nebenwirkungen wie Krämpfe, anormales Verhalten oder Halluzinationen zu ergänzen. Roche kam dieser Empfehlung bereits nach, wie es damals hiess. (dapd)

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