Extasia Basel«Ein Dildo gehört zum gemeinsamen Sexleben»
Mit nackter Haut, Sexspielzeug und Pornostar Rocco Siffredi lockt die diesjährige Extasia Besucher an. Die Veranstalter wollen zudem mit weiteren Sparten die Schmuddelecke verlassen.
Bereits zum siebten Mal räkeln sich in der St. Jakob-Arena leicht bekleidete Damen im Blitzlichtgewitter und stellen die neuesten Trends in der Sexbranche vor: Die Erotikmesse Extasia startet am Freitag und dauert bis am am Sonntagabend. «Wir zeigen alles, was erlaubt ist», sagt Erotikmesse-Organisator Arnold Meyer. Hauptattraktion sei aber der ehemalige Pornodarsteller und heutige Pornoproduzent Rocco Siffredi.
«Der Italiener wird sicher den einen oder anderen Besucher mehr bringen», ist Meyer überzeugt. «Er ist bei Frauen und Männern gleichermassen beliebt.» Neben Siffredi ist auch Pornosternchen Alexis Texas dabei. Allerdings nimmt die Strahlkraft von Pornostars ständig ab. «In der Szene kennt man sie. Aber es ist heute extrem schwierig, als Pornostar berühmt zu werden. Die Zeiten von Jenna Jameson sind vorbei», so Meyer.
Mehr Kultur neben Nippeln
Die Erotikmesse setzt auf Mainstream. Neben Stripshows und Verkaufsständen gibt es auch Tantra-Workshops, Tabledance und Barbetriebe. «Hardcore-Sex ist bei uns weniger ein Thema», so Meyer. Sadomaso sei aber seit dem Buch «50 Shades of Grey» kein Tabu mehr. Allgemein ist Meyer der Meinung, dass es heute im Erotikbereich keine Tabus mehr gibt.
Vielmehr hätten sich neue Sparten eröffnet. «Vor einem Jahr haben wir begonnen, Diskussionsreihen zu veranstalten. Dieses kulturelle Konzept ziehen wir in diesem Jahr weiter», sagt er. Dazu hat Meyer mit einem Swinger-Paar, einem Camgirl, Rocco Siffredi, einer Sex-Expertin, der Schweizer Transsexuellen Nadia Brönimann, dem Suchtbeauftragten Alex Bücheli und weiteren Gästen eine breite Palette an Gesprächsgästen organisiert.
Gleich viele Frauen wie Männer
Seit den Anfangszeiten habe sich das Publikum gewandelt. «Bei der ersten Extasia waren rund 75 Prozent der Besucher männlich. Heute ist rund jeder zweite Besucher eine Frau», so Meyer. Das liege daran, dass es heute viele Angebote explizit für Frauen gibt. «Viele Frauen kommen gemeinsam mit ihrem Partner oder mit Freundinnen, um Sexspielzeug zu kaufen.»
Marc Gilardi, Geschäftsführer des Erotikmarkts Schweiz, bestätigt den Trend. «Die Leute sind heute viel offener. Früher war der Kauf eines Dildos gleichbedeutend mit dem Ersetzen des Mannes, heute gehört dieser zum gemeinsamen Sexleben dazu.» Die Branche leide jedoch unter der Abwanderung der Pornofilme ins Internet. «Die Goldgräberstimmung ist vorbei, wir halten uns gerade über Wasser», sagt Gilardi.
Tantra für Senioren
Die Branche müsse kreativ sein. Aber der Markt sei noch lange nicht gesättigt, so Gilardi. Erotikmarkt setzt auf die Sparten Kleider und Wellness.
Auch das Extasia-Zielpublikum könne noch ausgeweitet werden. «Im Moment haben wir für ältere Menschen an der Extasia nur die Tantra-Workshops», sagt Meyer. Hier bestehe noch Steigerungspotenzial.
