«Ist es verrückt, wenn ich in Jesus verliebt bin?»

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Praise Camp in Basel«Ist es verrückt, wenn ich in Jesus verliebt bin?»

Was für Fragen beschäftigen junge Christen in der postmodernen Gesellschaft? Am Praise Camp wird Alltägliches und Kurioses auf poppige Art aufgegriffen.

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20 Minuten hat einen Nachmittag im Praise Camp verbracht. (Viedo: las/jd)

Es ist wohl eines der grössten Ferienlager der Welt: Das Praise Camp in Basel. Über 4600 junge Christen pilgerten dieses Jahr in die Messehallen der Stadt, um sechs Tage lang ihren Glauben zu zelebrieren. Begleitet werden sie dabei von über 900 Gruppenleitern und rund 1000 Helfern. Im Zentrum der Veranstaltung, die vom 27. Dezember bis 1. Januar dauert, steht die Bibel. So auch das Motto: «The Book».

Das Camp ist auf die Bedürfnisse und Fragen der Jungen ausgerichtet. Zwischen Indoor-Sportplätzen, einer riesigen Kantine und Konzerten, also einer Vielfalt von Entertainment-Angeboten, soll auch der Glaube seinen Platz finden. Die meist unter 18-Jährigen finden einen Mix aus Jugendkultur und religiösem Engagement vor. So erzählen zwei junge Frauen auf der Hauptbühne über die Liebe. «Ist es verrückt, wenn ich in Jesus verliebt bin?» fragt eine der Referentinnen. Sofort wird die Frage mit einer Passage aus der Bibel klar verneint.

Es geht um Identitätsfragen

Identität ist ein Kernthema am Praise Camp 2016. Diese sollen die Besucher nicht nur in introspektiver Bibellektüre entdecken, sondern auch in interaktiven Seminaren. «Welche zwei Eigenschaften würde jemand, der dich gut kennt, aufzählen, um dich zu beschreiben?» prangt an der Wand einer solchen Sitzung. Der Referent fordert die Zuhörer auf, die Frage unter sich zu diskutieren – Glaube durch Selbsterkenntnis.

Mehr Fokus auf spirituelles statt auf sozialmediales Kapital wünschen sich die Referenten von den Gästen. «Viele Jugendliche sind auf der Suche nach ihrer Identität. Facebook und soziale Medien können sich auf diesen Prozess sehr verwirrend auswirken», so Referent Matthias Kuhn (48), der seit des ersten Praise-Camp-Durchführung vor sieben Jahren dabei ist. Die Liebe zu Jesus würde den jungen Menschen helfen, sich selber zu finden.

Von Kritik nichts zu spüren

Bei den Jugendlichen kommen nebst den Konzerten vor allem die Predigten gut an, weiss Peter Reusser, Hauptleiter des Camps. «Tanzen, beten und singen mit Gleichgesinnten: Das fägt», sagt er.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte die Basler Juso-Co-Präsidentin Mirjam Kohler über den Anlass gesagt: «Dort wird reaktionäres Gedankengut wie zum Beispiel Homophobie und veraltete Rollenbilder verbreitet.» Die Besucher sehen das anders. «Davon habe ich nichts mitbekommen. Ich fühle mich hier sehr wohl», berichtet etwa die 17-jährige Sina Trottmann, die aus Scharans angereist ist. Auch zwei junge Männer, die zwischen den Workshops auf dem Gelände Gitarre spielen, können die Worte der Juso-Frau nicht nachvollziehen. «Ich liebe die Gemeinschaft und Jesus. Hier gibt es ganz viel von beidem», sagt Aaron Kunz (24) aus Zürich. Zum Musik machen und Gott spüren ist der 19-jährige Micha Krähemann nach Basel gekommen. «Ich kann nur von guten Erfahrungen berichten», sagt er.

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