Strafgericht BS«Nicht diskutieren, gib dem Wichser Pfeffer»
Am Montag startete der Prozess gegen einen Polizisten. Er muss sich unter anderem wegen mehrfachem Amtsmissbrauch und einfacher Körperverletzung verantworten.
Die Anklage gegen den 47-Jährigen zeichnet ein düsteres Bild des Beamten der Polizei Basel-Stadt. In gleich zwei Fällen soll der damalige Vorgesetzte von rund 15 Personen ausgetickt sein und seinen Berufsstand missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 3. Juni 2012 in der Folge einer Party auf dem NT-Areal im Dienst einen Mann, der sich «renitent und aggressiv» verhielt, verletzt zu haben. «Ich war DJ, habe mit Kollegen mithilfe eines Veloanhänger das Equipment weggebracht, als uns die Polizei den Weg abgeschnitten hat», erinnert sich das Opfer.
Ohne über allfällige Gründe informiert zu werden, wurden der dreiköpfigen Gruppe «nicht gerade zimperlich» Handschellen angelegt, einer der Freunde auf den Boden gedrückt und alle in ein Polizeiauto verfrachtet. «Dort spritzte er mir Pfefferspray aus nächster Nähe ins Gesicht», so der Geschädigte. Es habe sich lediglich um einen «kleinen Sprutz» als Reaktion auf einen Kopfstoss-Versuch gehandelt, gab der Beschuldigte vor Gericht an. Ein Bekannter des DJs, der währenddessen neben dem Polizeiauto gestanden habe, schilderte der Dreierkammer die angeheizte Stimmung der Szenerie. «Nicht diskutieren, gib dem Wichser Pfeffer», habe der Angeklagte ausserdem geschrien.
Als Polizist geoutet?
Am frühen Morgen des 23. August 2014 soll sich der Beschuldigte, damals nicht im Dienst, mit zwei Security-Mitarbeiter der Bar Rouge gestritten haben. Trotz Abmahnung habe der Beschuldigte seine Füsse auf dem Tisch platziert, erinnert sich ein Zeuge. «Bis heute weiss ich nicht, wieso ich rausgeworfen wurde», verteidigte sich der 47-Jährige, der heute laut eigenen Aussagen «nicht mehr an der Front» arbeitet. Details über den Vorfall könne er keine nennen, da er einen Filmriss habe – vom Schock oder den drei starken Gin Tonics. Eines ist er sich aber sicher: «Ich habe mich während des ganzen Abends nicht als Polizist geoutet. Sowas würde ich nie machen.»
Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Während des Streits habe er insistiert, dass er Polizist und das Blaulicht von Basel sei. «Wisst ihr, wer ich bin? Ich bin der Chef vom Kleinbasel. Mir gehört das Kleinbasel und ihr werdet alle Probleme bekommen», habe er gedroht.
Mit Uniform in eigener Sache ermittelt
Nach der Auseinandersetzung habe er auf eigene Faust die Namen der Zeugen ermittelt und dabei seine Arbeitskleidung getragen. «Der Beschuldigte missbrauchte seine Amtsgewalt, um mit der Polizeiuniform einzuschüchtern, und verschaffte sich dadurch einen unrechtmässigen Vorteil», so die Anklage. Das dienstliche Handy habe er genutzt, um mit dem Bar-Rouge- Geschäftsführer zu telefonieren und die Daten der Security-Mitarbeiter ausfindig zu machen.
Gerichtspräsidentin Felicitas Lenzinger wollte wissen, wieso er nicht von Beginn an den Weg über die Anklage gewählt habe. «Nachher ist man immer schlauer. Heute würde ich es anders machen», antwortete er.
Das Urteil wird am Mittwoch gesprochen.