Strafgericht BSAbhöraktion überführt albanische Heroin-Bande
Eine professionelle Drogenbande soll in Basel innerhalb von gut vier Monaten 13 Kilo Heroin verkauft haben. Vier verschwiegene Männer stehen vor Gericht.

Die Bande agierte aus so genannten Drogenbunkern in diversen Basler Wohnungen.
Keystone/AP/(SymbolbildEs brauchte unter anderem längere Observationen und eine Telefonabhöraktion, um vier Männer einer albanischen Drogenbande zu verhaften. Die Männer sollen zwischen Januar und Anfang Mai 2015 vornehmlich im Matthäus-Quartier mindestens 13 Kilo Heroin verkauft haben – Abnehmer waren mehrheitlich Süchtige aus Basel. Der so erzielte Umsatz betrug laut Staatsanwaltschaft mehr als 200'000 Franken.
Die Anklageschrift ist über 30 Seiten dick. Darin wird detailliert geschildert, wie professionell das Vorgehen der Bande war. Ihr gehören noch weitere Personen an, die trotz der umfangreichen Ermittlungen nicht identifiziert werden konnten. Auf welcher Hierarchiestufe die verhafteten Männer genau anzusiedeln sind, war vor dem Basler Strafgericht am Montag umstritten.
Einschlägig vorbestraft
Klar aber ist, dass drei der vier Angeklagten einschlägig vorbestraft sind. Vor der Fünferkammer gaben sie am Montag nur Floskeln von sich. Entsprechend genervt war Gerichtspräsident René Ernst. Weder die beiden Läufer, der Mittelsmann noch der angebliche Kopf der Basler Zelle sagten etwas Substanzielles zum Fall, zu den erdrückenden Beweisen oder zu den Hintermännern. «Ich kann den Namen meines Auftraggebers nicht nennen, sonst ist das Leben meiner Familie gefährdet», so einer der Angeklagten.
Einen Einblick in das Schaffen des Quartetts gewann man dennoch – dank der umfangreichen Ermittlungen des Betäubungsmitteldezernats. Die Staatsanwältin bezeichnet die Bande als ein «hierarchisch strukturiertes Gefüge, bei dem jeder wusste, was er zu tun hatte». So mietete die Bande mehrere Wohnungen – so genannte Drogenbunker – in der Sperrstrasse, der Haltingerstrasse und der Maulbeerstrasse. Diese waren in der Nähe der bevorzugten Übergabeorte.
Mehrere Drogenverstecke
Die Mindestmenge pro Verkauf betrug fünf Gramm Heroin – der Preis variierte je nach Kunde zwischen 70 und 100 Franken. Der Anführer des Quartetts, ein zweifacher Familienvater, nahm die Bestellungen telefonisch oder per SMS entgegen. Dabei operierten Dealer und Abnehmer mit einem Code, der Preis, Zeitpunkt und Örtlichkeit der Übergabe definierte. Ausserdem gab es mehrere Drogenverstecke – etwa in Blumenbeeten oder Vorgärten –, in denen die so genannten Minigrips versteckt wurden.
Als im März 2015 der Mittelsmann und ein Läufer verhaftet wurden, brach das Geschäft kurzfristig ein. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ein neuer Läufer installiert war, der fortan die Aufgaben seines verhafteten Vorgängers übernahm.
Als Auskunftspersonen vor Gericht erschienen auch mehrere Junkies, die den Stoff wie beschrieben jeweils per Handy bestellten. Im Rahmen der Abhöraktion wurden sie identifiziert und mehrheitlich bereits für ihr Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz abgestraft. Von der Bande bezogen sie innerhalb der beschriebenen vier Monate bis zu 3,5 Kilo Heroin, das sie teilweise auch selber weiterverkauften.
Lange Haftstrafen gefordert
Laut der Staatsanwältin handelt es um einen der grösseren Fälle von Heroin-Missbrauch, die in Basel jüngst aufgedeckt werden konnten. Sie forderte Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren – unter anderem wegen Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Geldwäscherei in banden- und gewerbmässiger Begehung.
Die Verteidiger hingegen plädierten jeweils auf bedeutend mildere Strafen – in einem Fall sogar auf Freispruch – weil die Beweislage dünn sei und es sich bei den Angeklagten nur um kleine Fische handle. Das Urteil folgt am Donnerstag.