Grosser RatGrünes Licht für grossen Bruder des Roche-Turms
Der Grosse Rat winkte am Mittwoch den Bebauungsplan für das Roche-Areal durch. Damit steht dem nächsten Rekord-Wolkenkratzer nichts mehr im Weg.
205 Meter und drei Milliarden Franken: Die Eckwerte des Roche-Baus an der Grenzacherstrasse sind beeindruckend. Der 178 Meter hohe Bau 1 am Hauptsitz des Pharmakonzerns soll einen grossen Bruder erhalten. Damit dürfte der laut Grossrat Thomas Grossenbacher (GB) «krasseste städtebauliche Eingriff aller Zeiten in der Schweiz» noch getoppt werden.
Das für Baudirektor Hans-Peter Wessels (SP) wichtigste Geschäft des Jahres hatte politisch einen leichten Stand. Der Grosse Rat hat am Mittwoch den Bebauungsplan der F. Hoffmann La Roche AG mit 84 Ja- und nur 2 Nein-Stimmen durchgewunken und 89 Einsprachen, die in der Planauflage eingegangen waren, abgewiesen.
Sprachlos über links-grüne Kritik
Opposition kam einzig vom Grünen Bündnis, das mehrheitlich die Rückweisung der Vorlage beantragte. «Es hat keine städtebauliche Debatte stattgefunden. Der Turm ist eine Machtdemonstration und das trifft auch auf den politischen Prozess zu», sagte Tonja Zürcher (GB). So habe kein Mitwirkungsverfahren stattgefunden, obwohl das gesetzliche Pflicht sei, monierte sie. Das sei aber keine Kritik an Roche, betonte Zürcher: «Die Regierung wäre hier in der Pflicht gewesen.»
Ob diesem Votum verschlug es Patricia von Falkenstein (LDP) glatt die Sprache. Als «unsäglich» taxierte die Liberale das Votum ihrer linken Ratskollegin. «Zwei Pharma-Weltmarktführer haben ihren Standort in Basel, wissen Sie, was andere Städte oder Länder dafür tun würden?» fragte sie die Runde. Und an die Adresse der «Pharma-Dissidenten» im Rat sagte sie: «Wir reden hier über einen Weltkonzern, der der Stadt schwarze Zahlen beschert, womit auch ihre Begehrlichkeiten finanziert werden.»
Die SP unterstützte die Pläne der Roche denn auch, nicht zuletzt, weil das Unternehmen auch zum Arbeitsplatzwachstum in Basel beiträgt. «Die Investitionen zeugen von Zukunftsoptimismus», so Leonhard Burckhardt (SP). Und auch die Grünliberalen freuten sich über das «Gspänli» für die «Wunderkerze», die Martina Bernasconi sieht, wenn Bau 1 im Sonnenlicht erstrahlt.
500 Parkplätze für 2000 Arbeitsplätze
Der Bau 2 der Roche soll gemäss Fahrplan 2021 bezugsbereit sein. Er wird 1700 Arbeitsplätze beherbergen und verschlingt allein 550 Millionen Franken. Ein Forschungszentrum, das in vier Gebäuden mit Höhen von 16 bis 132 Metern geplant ist, kostet weitere 1,7 Milliarden Franken. 700 Millionen werden in die bestehende Infrastruktur investiert. Insgesamt entstehen auf dem Areal knapp 2000 zusätzliche Arbeitsplätze.
Die Angestellten des Pharma-Multis werden grossmehrheitlich mit dem öffentlichen Verkehr oder Fahrrad zur Arbeit kommen. Wer einen Arbeitsweg von unter 45 Minuten hat, muss beim Unternehmen einen Malus bezahlen, wenn das Auto benutzt wird. «Vom Mobilitätskonzept der Roche können sich manch andere Firmen eine Scheibe abschneiden», so Michael Wüthrich (GB), Präsident der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission.
Die Erschliessung des Areals mit dem ÖV soll denn in den kommenden Jahren auch verbessert werden. Eine Anbindung an die S-Bahn sowie eine Tramverbindung sind vorgesehen. «Diese Vorlagen werden alle kommen», kündigte Wessels an. Dennoch wird mit insgesamt 500 zusätzlichen Autopendlern gerechnet.