Weil am Rhein (D)Schweizer Demotouristen unterstützen Pegida
In Weil am Rhein (D) hat die Pegida Fuss gefasst: Seit Wochen kommt es zu Demos und Gegenkundgebungen. Viele Teilnehmer kommen aus der Schweiz.
Regelmässig pilgern Schweizer über die Grenze nach Weil am Rhein (D), um an Demonstrationen von Pegida teilzunehmen – oder an linken Gegenkundgebungen. So auch am vergangenen Sonntagnachmittag. Mitten auf dem Rathausplatz standen sich die beiden Gruppen von je rund 100 Teilnehmern gegenüber. Mit von der Partie in beiden Lagern sind viele Schweizer. Getrennt wurden die Gruppen durch Metallgitter und ein Grossaufgebot der Polizei. Der Ex-SVP-Politiker und Pegida-Aktivist Tobias Steiger aus Dornach hat sich hier als Wortführer der Kundgebungen etabliert.
Es herrschte aggressive Stimmung, die Lager engagierten sich in verbalen Scharmützeln. Die Polizei hatte die Situation aber zu jederzeit im Griff. Während der Kundgebung der Pegida-Sprecher pfiffen und sangen die Linken laustark ihre Parolen: «Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda» oder «Hoch lebe die internationale Solidarität». Erwidert wurden die Sprechchöre von den Pegida-Aktivisten mit Parolen wie «Wir sind das Volk» und «Merkel muss weg».
«Kein Ende in Sicht»
Die Anschläge von Paris scheinen der Pegida neuen Rückenwind verschafft zu haben. Immer wieder griffen die Redner die Terrorakte von Frankreich auf und warnten vor einer Überfremdung durch die Neuankömmlinge. «Wir stellen uns gegen den Flüchtlingsstrom, denn wir müssen unser Volk schützen», sagte der Pegida-Redner Ignaz Bearth. Die Menge skandierte:«Abschieben!» Die Stimmung war aufgeladen. Auch Bearth ist Schweizer. Der St. Galler machte mit seiner Vergangenheit in der rechtsextremen Pnos Schlagzeilen und gründete die Direktdemokratische Partei der Schweiz. Dort ist auch Steiger untergekommen.
Es ist bereits die dritte Demonstration dieser Art in Weil am Rhein. «Es ist kein Ende in Sicht», sagt Mediensprecher Dietmar Ernst vom Polizeipräsidium Freiburg. Die nächste Pegida-Kundgebung wurde bereits auf nächsten Sonntag angesetzt. Laut Ernst könne weder die deutsche Polizei noch die Stadt etwas dagegen tun. Anders als in der Schweiz, brauche man in Deutschland keine Bewilligung für eine Demonstration.
In Weil ist man gar nicht glücklich darüber, dass Demo-Touristen aus der Schweiz und dem südbadischen Raum die Stadt Woche für Woche in Beschlag nehmen. «Hier kommen Menschen von ausserhalb, um für ihre politischen Inhalte zu werben. Das könnte auch jeder beliebige andere Ort sein», sagte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz gegenüber dem SRF-Regionaljournal.
Scharmützel nach Kundgebungsende
Zu Gewalttätigkeiten kam es bisher nur bei der ersten Demo, als Pegida-Aktivisten in einem Marsch von Berlinerplatz zum Rathausplatz von Linksextremen angegriffen wurde. Die Polizei konnte aber die Lager trennen und die Situation unter Kontrolle bringen. «Die Leute zerstreuten sich nach der Kundgebung immer relativ schnell. Gewaltbereite Aktivisten in diesem Moment weiterhin zu trennen ist die grösste Aufgabe für unsere Beamten», so Ernst.
Laut Meldungen auf Twitter und anderen sozialen Medien soll es auch nach der Kundgebung am Sonntag zu kleineren Scharmützeln gekommen sein. Gemäss einem Augenzeugen, sollen mehrere Antifaschisten einzelnen Anhängern von Pegida am Bahnhof aufgelauert haben. Weiter soll der türkischstämmige Pegida-Redner Fikri Akar von der Polizei abgeführt worden sein, nachdem er bei der Kontrolle angegeben haben soll, eine Bombe dabei zu haben. Beide Vorfälle konnte die Polizei nicht bestätigen.