Grossratswahlen 2012Ein bunter Haufen Kandidaten
13 Männer und eine Frau kandidieren für den basler Regierungsrat. Unter den Kandidaten hats auch einige «Exoten».

Am 28. Oktober werden in Basel Parlament und Regierung neu gewählt.
Fünf Bisherige und neun Neue wollen am 28. Oktober in den Basler Regierungsrat. Einzig FDP-Sicherheitsdirektor Hans-Peter Gass verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Seine Partei versucht, dessen Sitz mit den beiden Kandidaten Baschi Dürr und Christophe Haller zu verteidigen. Lorenz Nägelin und Patrick Hafner kandidieren für die SVP. Mit ihnen will die Volkspartei erstmals in die Regierung. Dieses Ziel haben auch die Grünliberalen: Sie haben Emmanuel Ullmann aufgestellt. Mit unabhängigen Listen am Start sind Christian Mueller, Elia Rediger und Eric Weber (siehe unten). Die Bisherigen Eva Herzog, Christoph Brutschin und Hans-Peter Wessels (SP) sowie Carlo Conti (CVP) und Christoph Eymann (LDP) versuchen, ihre Sitze zu verteidigen. Dies gilt auch für den Grünen Regierungspräsident Guy Morin, der aber vier Gegenkandidaten hat.
Christian Mueller(31), Separatist
Person: Christian Mueller ist Künstler, Theaterpädagoge und Kassier im Pornokino Mascotte. Nebenbei führt er ein alternatives Kulturlokal im Kleinbasel.
Ziele: Mueller strebt mit seiner Partei «Freistaat unteres Kleinbasel» die langfristige Abspaltung Basels von der restlichen Schweiz an. Dafür will er das Elsass sowie Teile Süddeutschlands aufnehmen. Er nennt das einen funktionalen Raum, der sich den Menschen anpasst, nicht umgekehrt.
Wahlchance: Müller vertraut auf sein Beziehungsnetz als Partyveranstalter. Da die Besucherzahlen von Pornokinos eher rückläufig sind, wird ihm sein Nebenjob wenig helfen.
Elia Rediger (27), Popstar
Person: Elia Rediger ist Sänger der Basler Band The bianca Story. Der Kunststudent ist von seinen Facebook-Freunden zur Kandidatur aufgefordert worden.
Ziele: Rediger will Optimismus und positives Denken in die Politik bringen und den «eingerosteten Grossräten» einen Spiegel vorhalten. Er glaubt an Menschen, die mit freiem Geist durch Leben gehen. Sein Motto: «Dancing people are never wrong».
Wahlchance: Die 3720 Facebook-Fans seiner Band werden noch nicht reichen. Rediger vertraut jedoch auf das starke Wahlkampfteam seiner Partei «Mut, Chaos, Lockerheit für Basel!» sowie inszenierte Aktionen im öffentlichen Raum.
Eric Weber (49), auf Ego-Trip
Person: Eric Weber ist Journalist, verheiratet und Vater zweier Töchter. 1984 wurde er als damals jüngster Kandidat in den Grossen Rat gewählt.
Ziele: Weber politisiert rechtspopulistisch. Das Ziel seiner Partei «Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat Politik» ist die Beschränkung der ausländischen Wohnbevölkerung. Seit seiner Abwahl 1992 ist er – laut eigenen Angaben – auf einem politischen Ego-Trip.
Wahlchance: Trotz 25 000 eigenhändig in sämtliche Kleinbasler Briefkästen verteilter Flyer sind die Wahlchancen des Rechtspopulisten gering. Schon 2004 scheiterte Weber mit seiner Kandidatur.
769 Basler wollen in den Grossen Rat
769 Kandidaten auf 17 Listen kämpfen am 28. Oktober um den Einzug ins Basler Parlament. «Das sind sieben Prozent weniger als bei der letzten Wahl», sagt Vizestaatsschreiber Marco Greiner. Rund zwei Drittel der Kandidaten sind männlich, das Durchschnittsalter beträgt 46 Jahre. Unternehmensberater, Anwälte und Treuhänder stellen mit 17,3 Prozent die meisten Kandidaten. Der am stärksten umkämpfte Wahlkreis ist Kleinbasel, dort kämpfen 226 Kandidaten um 27 Sitze. Die besten Wahlchancen bietet Bettingen, wo lediglich zwei Kandidaten um einen Sitz kämpfen.
Von den 100 aktuellen Grossräten stellen sich 85 zur Wiederwahl. Knapp die Hälfte aller Kandidaten tritt 2012 zum ersten Mal an. Rund 50 Personen umfasst die Gruppe der besonders hartnäckigen Kandidaten: Sie haben seit 2000 keine Wahl ausgelassen, wurden jedoch nie gewählt.