BaselClubsterben – nun soll die Politik aktiv werden
Das drohende Aus der beiden angesagtesten Clubs der Stadt würde eine Lücke im Basler Nachtleben hinterlassen, die nicht zu füllen sei, sagen Szenekenner. Nun ist die Politik gefordert.

Mit dem Hinterhof verliert das Basler Nachtleben einen seiner vielfältigsten Orte.
Es geht ein Aufschrei durch die Basler Clubszene. Die angekündigten Schliessungen vom Nordstern und dem Hinterhof stossen auf Unverständnis. Basel verkomme zur Wüste, schreiben viele Leser. Laut einer Umfrage von 20 Minuten sind rund 70 Prozent von über 3800 Lesern der Meinung, dass Basel für Nachtschwärmer nicht mehr genug zu bieten hat. Auf Facebook wurde bereits eine Gruppe gebildet, die eine Reaktion auf die Hiobsbotschaft ankündigt. Sie fand innert 48 Stunden schon über 1500 Anhänger.
Basler Kulturchef äussert Bedauern
«Der Verlust von Nachtleben ist auch ein Verlust von Kulturleben», sagt Philippe Bischof, Leiter der Abteilung Kultur des Kantons Basel-Stadt. Bischof betont aber, dass die Clubs hätten wissen müssen, dass es irgendwann zu Ende ist. «Es handelte sich um Provisorien. Gerade der Nordstern hatte einen Fünfjahresvertrag und hätte planen müssen.»
Auf die Schnelle eine Alternative zu finden hält Bischof für unmöglich. Das Dreispitzareal der Christoph Merian Stiftung sei keine Lösung: «Auf dem Dreispitzareal werden bald Wohnungen bezogen, das erschwert das Errichten eines Nachtlokals.» Er betont, dass es in keinster Weise im Interesse des Kantons sei, die angesagten Clubs zu schliessen.
Hinterhof erfuhr vom Aus aus der Zeitung
Hinterhof-Geschäftsführer Philippe Hersberger hat da jedoch seine Zweifel. Er wurde zwar über das Vertragsende informiert, hatte aber auf eine weitere Verlängerung wie in den Jahren zuvor gehofft. Vom definitiven Aus für seinen Betrieb im Frühjahr 2016 musste er aus den Medien erfahren. Am Donnerstag treffen sich die Verantwortlichen des Hinterhofs mit der Vermieterin Immobilien Basel-Stadt. Deren Leiter Rolf Borner verspricht, die Bedürfnisse des Hinterhofs zu besprechen, um allenfalls Alternativen zu finden.
Szenekenner und Veranstalter Nic Plesel verweist auf die Wichtigkeit der beiden Nachtlokale für die Stadt: «Das Aus von Nordstern und Hinterhof ist für Basel fatal.» Gerade der Hinterhof sei für kleinere Subkulturen wichtig, da er programmatisch breit aufgestellt ist: «Die beiden Clubs haben einen riesigen Beitrag für das Basler Nachtleben geleistet, ohne sie wäre die Stadt ausgetrocknet.»
Politik soll eingreifen
Philippe Hersberger bedauert die Änderung des Zonenplans, die ein Verbleiben des Hinterhofs am jetzigen Standort unmöglich macht: «Mit dem neuen Zonenplan wurde unser Gelände zur Zone für eine Nutzung im öffentlichen Interesse. Ich frage mich, ob Betriebe wie der Hinterhof nicht auch im öffentlichen Interesse sind.» Er betont zwar das stets gute Verhältnis zum Kanton und den Vermietern, sieht aber politischen Handlungsbedarf: «In Zürich engagieren sich Stadträte für das Nachtleben, wir dagegen agieren alleine.»
Partypromoter und Blogger Alex Flach begrüsst in seinem Artikel für den Tagesanzeiger die Bemühungen der Politik für das Nachtleben in anderen Schweizer Städten. In Bern und Zürich sehe man das Nachtleben nicht primär als Störenfried, sondern auch als Teil einer lebenden Grossstadt sowie als einen Wirtschaftsfaktor. Basel hinke hier noch nach.
Basel denkt über Nightlife-Konzept nach
Diese Grundproblematik hat aber auch Philippe Bischof erkannt. Er denkt an ein Konzept zum Nachtleben, wie es die Stadt Bern vor zwei Jahren veröffentlicht hat. Darin geht es unter anderem darum, langfristig «Zonen für urbanes Wohnen» festzulegen, in denen Lärmklagen von einzelnen Personen nicht mehr rechtens wären.