Antibiotika-EinsatzPoulet-Test: 90 Prozent voller resistenter Keime
Antibiotikaresistente Keime können für den Menschen gravierende bis tödliche Folgen haben. Nun zeigen Untersuchungen aus Basel: 90 Prozent aller Poulets sind damit verseucht.
Ob aus der heimischen Schweiz oder importiert, ob Bio oder aus der Massenhaltung: Güggeli in der Eidgenossenschaft sind voll mit antibiotikaresistenten Keimen. Das zeigt eine Untersuchung des kantonalen Labors Basel-Stadt. Bei neun von zehn analysierten Geflügelproben wurden die gefährlichen Keime gefunden. Eigentlich hätten mehr Poulets untersucht werden sollen: «Bei den zehn Proben haben wir derart viele antibiotikaresistente Keime gefunden, dass deren Untersuchung zwei Monate in Anspruch nahm», sagt Kantonschemiker Peter Brodmann. Ursprünglich wollte Brodmann rund 40 rohe Geflügelproben untersuchen.
Für Brodmann besonders problematisch: Die gefundenen Keime sind mehrheitlich gegen Antibiotika resistent, die auch Menschen verabreicht werden. Weil sich diese Keime im Darm ansiedeln, kann das gerade bei Eingriffen tödliche Folgen haben: «Etwa bei einer Darmoperation können die Bakterien für wüste Infektionen sorgen, die nicht mit Antibiotika behandelt werden können», sagt Brodmann. Das sei glücklicherweise jedoch selten der Fall.
Ein Güggeli ohne die gefährlichen Keime zu kaufen sei heutzutage fast unmöglich, sagte Herbert Hächler, Professor am Institut für Lebensmittelsicherheit der Universität Zürich. «Leider sind sogar Bioprodukte im Endeffekt meist ähnlich stark belastet.» Der Immunologe warnte bereits im letzten Oktober vor der Gefahr der Antiresistenz.
Einfacher Schutz
Viele seien sich nicht bewusst, wie gefährlich diese Keime sein können, sagt etwa Immunologe Beda Stadler. Aber glücklicherweise könne man sich einfach gegen die Bakterien schützen: «Wer das Geflügel gut durchbrät und die Küchenhygiene einhält, braucht keine Angst zu haben.» Sprich: Alles, was mit dem rohen Güggel in Berührung kam, muss gründlich gewaschen werden. Bei der Zubereitung muss das Geflügelfleisch eine Kerntemperatur von mindestens 70 Grad erreichen.
Auch der Bundesrat hat mittlerweile die Problematik der antiresistenten Keime erkannt. Alain Berset und Johann Schneider-Ammann kündigten im letzten Sommer an, ein nationales Programm gegen Antibiotikaresistenz ins Leben zu rufen. Mehrere Bundesämter arbeiten zurzeit Hand in Hand, um 2015 einen Massnahmenkatalog präsentieren zu können.