Baselbieter wählen Ansichten statt Gesichter

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Wahlhilfe für TausendeBaselbieter wählen Ansichten statt Gesichter

Vom Zünglein an der Waage zu sprechen wäre untertrieben: Das Wahlhilfe-Tool Smartvote dürfte den Ausgang der Baselbieter Parlamentswahl nicht unerheblich beeinflussen.

Lukas Hausendorf
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Lukas Hausendorf
Keine Laterne, kein Baum bleibt verschont: Im Baselbiet dominieren Wahlplakate das Strassenbild.

Keine Laterne, kein Baum bleibt verschont: Im Baselbiet dominieren Wahlplakate das Strassenbild.

Am 8. Februar ist Wahltag im Baselbiet. Für die 90 Sitze im Kantonsparlament in Liestal bewerben sich 597 Kandidatinnen und Kandidaten auf acht Parteilisten. Ein knapper Monat vor dem Wahltermin ist der Kampf um die Wählergunst im Kanton voll entbrannt. Zeugnis davon legt nicht zuletzt die Flut von Plakaten ab, mit denen die Parteien sämtliche Laternenpfähle und Bäume entlang der Kantonsstrassen zupflastern.

Die Materialschlacht dürfte aber weit weniger Einfluss auf die Verteilung der Mandate haben als die Online-Wahlhilfe Smartvote. Deren Smartspider-Grafik, die die Positionen der Kandidaten offenbart, ist in der Schweiz mittlerweile zum gängigen Mittel zur Darstellung politischer Profile geworden. Aber Smartvote stellt auf Basis von Fragebögen auch Wahlempfehlungen aus. Und diese Funktion wird rege genutzt – auch für die Baselbieter Wahl.

Schon 2011 liessen sich rund 15'000 von insgesamt 65'497 Wähler von Smartvote helfen. Das ist fast ein Viertel des aktiven Stimmvolks. Michael Erne, Projektleiter bei Smartvote erwartet auch dieses Jahr mindestens so viele Nutzer. Bis am Sonntag haben davon bereits über 5600 Baselbieter Gebrauch gemacht. «Anhand unserer Statistiken wird diese Zahl nur im Monat vor der Wahl noch einmal markant ansteigen», so Erne.

Zwei Drittel lassen sich beeinflussen

Wenn sich beinahe jeder vierte Wähler von einer Empfehlung leiten lässt, die durch ein rationales Verfahren statt durch Sympathien zustande kommt, hat das erheblichen Einfluss auf den Ausgang der Wahlen. Die Nachwahlbefragung Select zeigte schon 2011, dass zwei Drittel der Smartvote-User sich von der Wahlempfehlung tatsächlich beeinflussen liessen. Ein Drittel der Benutzer hat sogar eine andere Partei als üblich gewählt. «Smartvote beeinflusst eine Wahl in der Tat», sagt Politologe Michael Hermann, der den Smartspider entwickelt hat.

Die Nutzer von Smartvote sind ihm zufolge just jene Wähler, um deren Gunst die Parteien am stärksten buhlen: Die Unentschlossenen und Flexiblen. Sie sind es, die einen entscheidenen Einfluss darauf haben, welche Partei am Wahltag als Gewinnerin oder Verliererin hervorgehen wird. «An den nationalen Wahlen 2011 haben vor allem die Grünliberalen von Smartvote profitiert», so Hermann.

Politiker erkennen Relevanz von Smartvote

Vor diesem Hintergrund wird es für Politiker immer wichtiger, ein Kandidatenprofil auf Smartvote zu haben. Im Baselbiet haben dies 456 der 597 Kandidaten getan. Jene, die dies unterlassen haben, bleiben für tausende von Wählern schlicht unsichtbar. Bei der gleichzeitig stattfindenden Regierungswahl sind es gar nur drei der neun Kandidierenden, die auf Smartvote setzen.

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