Mittelalter SpectaculumSchwertkämpfe, viel Make-up und Honigwein
Am Wochende machte das grösste reisende Mittelalterfest der Welt Halt in Weil am Rhein (D). Auch für zahlreiche Schweizer Mittelalter-Fans war es ein Pflichttermin.
Ritter in edlen Rüstungen, Frauen in auffälligen Gewändern, fleissige Marktleute, schelmische Gaukler und singende Barden tummeln sich in Zelten, hinter Verkaufsständen und auf Bühnen. «Kommt her und trinket, kommt her und feiert», tönt es schon von weit her. Eine mystische und geheimnisvolle Stimmung liegt in der Luft: Am Wochenende verwandelte sich der Drei-Länder-Garten in Weil am Rhein (D) in eine riesige mittelalterliche Zeltstadt.
Tausende Mittelalter-Fans aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz laufen auf dem Festivalgelände des Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS) umher, trinken Met, besuchen eines der vielen Konzerte oder sehen zu, wie sich Ritter duellieren.
Organisator Gisbert «Gisi» Hiller freut sich über die vielen Besucher und zog am Sonntag eine positive Bilanz. «Das war das erfolgreichste Wochenende seit langem.» Bis tief in die Nacht sei am Samstag ohne Zwischenfälle gefeiert worden. «Die Stimmung ist einfach super», schwärmt er. Besucherzahlen werden allerdings nicht kommuniziert.
Basler Stadtstaat auf dem Campingplatz
Nicht nur die Standbetreiber sind zufrieden, auch die zahlreichen Mittelalter-Fans sind vom Festival begeistert. «Die Umsetzung und die Organisation sind einfach nur top», sagt eine Gruppe von vier Freunden aus Nidwalden, die bereits zum zweiten Mal an einem Mittelalter-Spektakel dabei sind. Viele der Besucher tragen teils selbstgenähte Kostüme und sorgen damit für Aufsehen.
Auffallen um jedem Preis wollen auch Nils und Sven aus dem Aargau. Mit ihren schwarzen Kostümen und den mit Metall-Stacheln besetzten Handschuhen stechen sie aus der Menge hervor. «Die Kostüme haben wir dem Luzerner Fasnachtsverein Conversio abgekauft», erzählt Nils. Mit ihren auffälligen Kostümen, den geflochtenen Zöpfen und dem aufwändigen Make-up ziehen auch Jessica aus Basel und Marina aus Bern alle Blicke auf sich. «Für das Make-up habe ich nur eine Stunde gebraucht, mit der Frisur habe ich bereits vor zwei Tagen angefangen», erzählt Jessica.
Wer sich vom mittelalterlichen Treiben eine Pause gönnen mochte, zog sich in sein Heerlager zurück. Mit diesem Begriff werden die vielen Zelte ausserhalb bezeichnet, in denen die Mittelalter-Fans während des Festivals wohnen. Eines dieser Zelte wird von Stephan und seinem Basler Stadtstaat bewohnt. «Wir leben hier zu 90 Prozent genauso, wie es die Leute im Mittelalter getan haben», erklärt Stephan. Will heissen: Kein fliessendes Wasser, kein Strom und kein Internet. Nach Weil geht es für die sieben Freunde weiter nach Hamburg, danach kehren sie wieder in die Realität zurück.
Alles, was das Mittelalter-Herz begehrt
Über 3000 Mitwirkende reisen mit der MPS-Gemeinschaft durch Deutschland und helfen bei der Organisation, bei den Aufbauten und der Durchführung des Spektakels. Als Händler, Tavernen-Betreiber, Sänger oder Ritter verdienen sie sich hier ein paar Goldtaler dazu. Von Ritterrüstungen, Schwertern und schönen Kleidern über Met und Entenkeule bis zum Hanf-Fladen ist für jeden etwas dabei.
«Das war ein gutes Wochenende», findet Met-Verkäufer Dennis aus Aschaffenburg. Einige Sorten des beliebten Honig-Weins seien restlos ausverkauft. Zufrieden sind auch Wietse Edens und seine Mitarbeiterin. Seine English Pies sind bei den Mittelalter-Fans sehr beliebt.