Nach GerangelGefangener erschiesst sich mit Polizeiwaffe
In Basel hat sich ein Gefangener mit einer Dienstwaffe das Leben genommen. Bei einem Fluchtversuch wurde er von einem Polizisten aufgehalten und schaffte es, ihm im Gerangel seine Waffe abzunehmen.
Am Donnerstagmorgen um 11.30 Uhr verstarb ein 22-jähriger Deutscher nach kurzer Flucht in der St. Johanns-Vorstadt in Basel. Er hatte einem Polizisten während eines Fluchtversuchs die Waffe abgenommen und sich damit das Leben genommen.
Dem sich seit mehreren Tagen im Waaghof in Untersuchungshaft befindlichen Inhaftierten gelang nach der Behandlung in einer Notfallstation die Flucht. Er wurde jedoch durch den bewachenden Polizisten verfolgt und in der St. Johanns-Vorstadt beim Totentanz gestellt. Dabei kam es zu einem Gerangel.
Im Gerangel die Waffe ergriffen
In der Folge konnte der Flüchtende die Dienstwaffe des Polizisten aus dem Holster ziehen und sich damit das Leben nehmen. «Er muss im Gerangel in eine bessere Position als der Polizist gekommen sein», sagt Kriminalkommissär René Gsell.
Dies wird durch die Beobachtung einer Anwohnerin bestätigt: «Ich habe zufällig aus dem Fenster geschaut und eine Person mit Uniform am Boden auf dem Trottoir liegen sehen. Da diese Person sehr bleich war, habe ich gedacht, dass es lediglich eine Puppe sei und die Polizei eine Übung durchführe.»
Frage nach Konsequenzen noch zu früh
Wie der Mann genau in den Besitz der Waffe gekommen ist, ist Gegenstand der Ermittlungen, sagt René Gsell. Die basel-städtische Polizei habe Holster, die den neusten Sicherheitsstandards entsprechen. Aus diesen könne eine Waffe nicht einfach so herausgezogen werden. «Mit einem Finger muss ein Hebel gedrückt werde, um die Waffe zu lösen. Im Gerangel ist es dennoch gut möglich, dass das Holster trotz aller Sicherung aufgeht», so Gsell.
Das Magazin der Waffe sei voll gewesen. «Im Grundsatz ist eine Kugel im Lauf, die Waffe ist geladen und zum Schuss bereit. Ob es in diesem spezifischen Fall auch so war, wird abgeklärt.» Für die Frage nach Konsequenzen sei es jetzt noch zu früh. «Ich weiss nicht, ob Sicherheitsbestimmungen geändert werden - ich denke es eher nicht.»
Genauer Tathergang wird abgeklärt
Wieso sich der Mann in U-Haft befand, wollte Gsell auf Anfrage nicht sagen. Weitere Abklärungen zum Tathergang sind im Gange. Aufgrund des Vorfalls musste St. Johanns-Vorstadt für den Verkehr und die Tramlinie der BVB kurzfristig gesperrt werden.
Peter Zimmermann von der Selbsthilfegruppe für Strafgefangene und Ausgegrenzte Reform 91 fragt sich, warum der 22-Jährige in der Notfallstation war. «Sollte er nämlich einen Selbstmordversuch verübt haben oder an einer Depression gelitten haben, hätte der Mann natürlich viel besser überwacht werden sollen», so der Experte. Im Nachhinein sei man aber immer schlauer.