Ausschreitungen in BaselZürcher Krawalltouristen an Basler Demo?
In der Nacht auf Donnerstag kam es wegen dem Ende einer Hausbesetzung zu Strassenschlachten. Vier Polizisten wurden verletzt. Auch Krawalltouristen aus Zürich sollen angereist sein.
Nach einer ersten Konfrontation drängt die Polizei die Erlenstrasse hoch. (23. August 2017) Video: Leser-Reporter
Bei einer unbewilligten Demo in Basel haben Teilnehmer am Mittwochabend Polizisten mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Vier Beamte wurden dabei verletzt. Die Polizei setzte ihrerseits Gummischrot ein. Grund für den Krawall: Am Nachmittag hatten Besetzer ein Haus an der Schwarzwaldallee verlassen müssen.
Rund 200 Personen versammelten sich kurz vor 22 Uhr bei der Kaserne und zogen von dort durch die Stadt in Richtung Schwarzwaldallee, wie das kantonale Justiz- und Sicherheitsdepartement mitteilte. Dabei hätten die Demoteilnehmer Böller abgeschossen und Feuerwerk sowie Pyro-Fackeln gezündet.
Am Tag hatten die Bewohner des besetzten Hauses an der Ecke Schwarzwaldallee/Erlenstrasse die Liegenschaft friedlich verlassen. Am Abend ist es dann zu Ausschreitungen gekommen.
Die Demonstranten auf der Höhe Erlenstrasse/Jägerstrasse. (23. August 2017) Video: Leser-Reporterin
Die Polizei stoppte den Demozug eine halbe Stunde später in der Erlenstrasse. Mehrere Teilnehmer wurden abgemahnt. Die Chaoten antworteten mit Steinen, Feuerwerk und Böllern. Die Knallkörper explodierten unmittelbar hinter der Polizeikette. Diese setzte daraufhin Gummischrot ein.
Am Abend der Räumung der «Schwarzen Erle» ist es zu Ausschreitungen gekommen.
Nach einer ersten Konfrontation drängt die Polizei die Erlenstrasse hoch. (23. August 2017) Video: Leser-Reporter
Die Demonstranten errichteten mit Paletten und Baustellenmaterial eine Strassensperre. Schliesslich drängte die Polizei die Gruppe zurück. Augenzeugen berichten, dass die Krawallanten danach ziemlich rasch das Weite suchten.
Ein Polizist im Spital
Die Polizei hielt sieben Personen an und überprüfte deren Personalien. Danach wurden sie wieder entlassen. «Ihnen konnte unmittelbar nichts nachgewiesen werden», erklärt Polizeisprecher Toprak Yerguz.
Ein verletzter Polizist wurde zur Abklärung in ein Spital gebracht. Drei weitere Beamte erlitten beim Einsatz leichte Verletzungen. Laut Polizei wurden bei den Ausschreitungen mindestens ein Auto und das Wartehäuschen der Bushaltestelle Erlenmatt beschädigt. Über weitere Schäden war zunächst nichts bekannt.
Die Polizei hat den Einsatz allerdings auf Video festgehalten, um Straftaten zu dokumentieren. Die Aufnahmen dienen der Beweissicherung.
Krawalltouristen aus Zürich und Bern
Die Demonstranten hatten bei ihrem Marsch Sprüche wie «Wir sind laut, weil man uns die Erle klaut!» skandiert. An der unbewilligten Kundgebung liefen vermutlich auch Krawalltouristen aus Zürich mit. Die Revolutionäre Jugend Zürich hatte am späten Nachmittag einen entsprechenden Aufruf auf Facebook abgesetzt. «Davon hatten wir Kenntnis», so Yerguz.
Ob tatsächlich Auswärtige an die Demo gereist sind, kann er aber nicht sagen. «Wir wissen nicht, wer da im Pulk unterwegs war.» Vor Ort waren auf jeden Fall Aktivisten der Anarchistischen Gruppe Bern, die am Donnerstag Bilder und einen Bericht von der Demo auf ihrer Facebook-Seite publizierte. Das deutet daraufhin, dass die linksautonome Szene in der Schweiz gut vernetzt und mobil ist.
Besetztes Haus geräumt
Zuvor hatten am Nachmittag an der Schwarzwaldallee mehrere Hausbesetzer die Liegenschaft Schwarze Erle verlassen müssen. Der Eigentümer wollte das Haus durch eine Baufirma sichern lassen.
Laut Polizeimitteilung kam es zu einem Streit zwischen den Besetzern und dem Vertreter der Hauseigentümer. Zwei Personen wurden wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Die Besetzer zogen schliesslich freiwillig ab. Die Polizei war mit einem grösseren Aufgebot vor Ort.
Die Schwarze Erle ist ein seit Januar 2015 besetztes Haus, in dem Konzerte und Veranstaltungen stattfanden. Früher war das rosarote Eckhaus ein Bordell. Das Haus gehört einer St. Galler Immobilien-Firma. Diese wollte sich gestern nicht äussern. (lha/mch/chk/sda)