«Im Umgang mit den Fans ist der FCB vorbildhaft»

Aktualisiert

FC Basel-Fanbuch«Im Umgang mit den Fans ist der FCB vorbildhaft»

Die Fussballjournalisten Florian Raz und Christoph Kieslich haben 111 Gründe zusammengetragen, warum man den FC Basel lieben muss. Das Buch erscheint im November.

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Florian Raz begleitet den FC Basel seit 2001 als Journalist. Zuvor war er dem Verein als Junior verbunden und sammelte in den düstersten Stunden auch Geld für die beinahe konkursiten Bebbi. Raz (40) schreibt beim «Tages-Anzeiger» über den FC Basel.
Christoph Kieslich lerne die Bebbi in der goldenen Ära Benthaus kennen und lieben, was ihn auch dazu verleitete, Sportredaktor zu werden. Kieslich (53) schreibt für die «Tageswoche» über den FC Basel.
Mehrere Jahre arbeiteten beide Seite an Seite für die «Tageswoche», wo sie das komplexe Themenfeld FC Basel kompetent und fleissig beackerten. Dort wurde auch der berühmte Hashtag #rotblaulive geboren, wodurch Spiele des FC Basel auch zu einem unterhaltsamen Twitter-Ereignis wurden.
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Florian Raz begleitet den FC Basel seit 2001 als Journalist. Zuvor war er dem Verein als Junior verbunden und sammelte in den düstersten Stunden auch Geld für die beinahe konkursiten Bebbi. Raz (40) schreibt beim «Tages-Anzeiger» über den FC Basel.

Nils Fisch

Ihr Leben ist der FC Basel. Als Fussballjournalisten begleiten Florian Raz (40) und Christoph Kieslich (53) den FC Basel schon weit über zehn Jahre eng und kritisch. Einige Jahre taten sie das auch im Zweiergespann bei der Tageswoche, wo Kieslich nach wie vor tätig ist, während Raz heute für den «Tages-Anzeiger» das kritische Zürcher Publikum für den FCB zu begeistern versucht. Für den deutschen Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf haben sie «111 Gründe, den FC Basel zu lieben», zusammengetragen. Das Buch über den «grossartigsten Fussballverein der Welt» erscheint am 1. November. Im Interview nennt Florian Raz einige Gründe, sein Fussballherz an die Bebbi zu verlieren.

Gibt es auch weniger gute Gründe, den FC Basel zu lieben?

Florian Raz: Weniger gute Gründe, um jemanden zu lieben? Kann es das geben? Vielleicht, wenn jemand nur deswegen FCB-Anhänger ist, weil die Rotblauen derzeit fast alles gewinnen, was es zu gewinnen gibt. Die wahre Liebe wird sich zeigen, wenn der Club wieder einmal in ein Tief rutscht. Das scheint derzeit zwar fast unvorstellbar, ist aber nach den goldenen 70ern auch schon mal passiert.

Und was sind denn nun die besten Gründe?

Dass der FCB wirklich ein Club ist, der alle Gesellschaftsschichten verbindet, was nicht immer so war. In der Gründerphase war er der Club des betuchten Bildungsbürgertums, danach kam eine Zeit, in der Fussball Arbeitersport war. Helmut Benthaus hat dann die Intellektuellen zurück ins Joggeli gebracht. Seit Gigi Oeri ist sogar der Daig irgendwie vom FCB-Virus infiziert. Für mich ist der Club in der Schweiz auch vorbildhaft, was den Umgang mit seinen Fans in der Kurve betrifft. Dass diese Mischung aus Prävention und Repression «Basler Modell» heisst, kommt ja nicht von ungefähr.

Und bei welchen Gründen wart ihr euch nicht einig? 111 ist ja

eine vollkommen willkürliche und für Vollblut-Fans wie euch bestimmt auch eine zu kleine Zahl.

Vollblut-Fans waren wir wohl mal, das schleift sich aber deutlich ab, wenn man einen Club über Jahrzehnte professionell verfolgt. Ich würde sagen, wir verfolgen den FCB wohlwollend kritisch. Richtig gestritten haben wir uns nie. Aber Christoph hat sich zum Beispiel gefragt, ob die Geschichte von Teofilo Cubillas als Grund gelten kann, den FCB zu lieben. Schliesslich ist der Club grandios daran gescheitert, diesen Weltstar zu integrieren. Ich finde allein dafür, dass bis heute Gerüchte über Cubillas in der Stadt kursieren, muss man den FCB lieben.

Wie hat das bei euch angefangen, könnt ihr euch noch an den ersten Grund erinnern, weshalb ihr Rot-Blau verfallen seid?

Meine Grosseltern haben mit Blick auf den Landhof gewohnt, da war es irgendwie logisch, dass ich bei den FCB-Junioren gespielt habe, die damals im alten Heimstadion des FCB trainierten. Von Christoph, der knapp auf der deutschen Seite der Grenze aufgewachsen ist, weiss ich, dass er in der Ära Benthaus durch den FCB den Fussball entdeckt hat.

Ihr befasst euch ja hauptberuflich seit Jahren mit dem FC Basel, trotzdem wusstet ihr wahrscheinlich nicht alles über den Klub. Seid ihr bei der Recherche für das Buch auch auf Dinge gestossen, die euch vom Hocker gehauen haben?

Gefreut hat mich, dass ich herausgefunden habe, wer der Siamese war, der 1930 beim FCB gespielt hat. Er taucht in den bisherigen FCB-Büchern immer einfach als vornamenloser Fisher auf. Der Mann hiess Hector Cosmo Fisher, war ein hervorragender Tennis-Spieler, der für die Schweiz im Davis Cup gespielt hat, und stand einmal sogar im Viertelfinal von Wimbledon. Schön ist auch, wie Joseph« Seppe» Hügi einmal einen Agenten des FC Barcelona in einer Strip-Bar versetzt hat. Oder dass die Basler nach dem Zweiten Weltkrieg im Namen der Völkerverständigung bewusst gegen den Boykott Deutscher Fussballer verstossen haben und dafür eine Busse erhielten, die dann die Leser der Zeitung «Sport» bezahlt haben.

Warum sollten auch Zürcher dieses Buch kaufen?

Weil sie so verstehen können, warum der FCB ihren Clubs derzeit mehr als einen Schritt voraus ist. Weil sie erfahren, dass die Farben des FC Barcelona irgendwie auch mit dem FC Zürich zu tun haben. Und weil es ein Zürcher war, der den FCB in die zweite Hochphase geführt hat.

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