UntersuchungGiftige Tinte in Basler Tattoostudios entdeckt
Das Basler Kantonslabor untersuchte in drei Studios die Tinte. Über das Resultat waren die Behörden gar nicht begeistert.

Ein Tätowierer bei der Arbeit. (Archivbild)
Keystone/AP/Alik KepliczDas Kantonslabor Basel-Stadt hat bei einer Untersuchung sechs von neun Tätowiertinten in drei erstmals inspizierten Basler Tätowierstudios aus dem Verkehr gezogen, wie am Donnerstag bekannt wurde.
In der konfiszierten Tinte konnten verbotenene Farbmittel und Konservierungsstoffe nachgewiesen werden. In der Tinte waren verbotene Pigmente enthalten. Dabei handelte es sich um Pigmente, welche nicht für Kosmetika erlaubt sind, die für längere Zeit auf der Haut verbleiben. Der in der Schweiz verbotene Konservierungsstoff Benzisothiazolinon war in sechs Tinten enthalten. Die Kosmetikindustrie hatte die beantragte Zulassung dafür wegen Allergierisiken nicht erhalten.
Wie wenig Ahnung die kontrollierten Tätowierer von ihrer Materie hatten, zeigt, dass alle drei Studios Produkte von Risikomarken vorrätig hatten. «Mit den von uns veröffentlichten Leitlinien lassen sich solche Produkte selbst von Laien erkennen», sagt Untersuchtungsleiter Urs Hauri vom Kantonslabor. Fazit des Kantonslabors: «Neue Tätowierstudios sind offensichtlich immer noch zu wenig für die Problematik sensibilisiert.»
Fehlende Regelung, schlechte Qualitätssicherung
Der Befund des Kantonslabors ist kein Einzelfall. Schon in früheren Untersuchungen kam es zu zahlreichen Beanstandungen. Dabei sei die rechtliche Grundlage eigentlich klar, meint Hauri. «Und so kompliziert ist es auch nicht», fügt er hinzu. Nur: Die Tattoo-Branche ist nicht reguliert. Jeder kann ein Studio eröffnen. Es gibt nicht einmal eine Meldepflicht. So ist auch völlig unklar, wie viele Tätowierer in der Region Basel aktiv sind. Schätzungen gehen von über 20 aus und es werden immer mehr. «Das Gewerbe boomt», so Hauri.
Von den über 20 Studios lassen sich weniger als die Hälfte von der einzigen anerkannten unabhängigen Schweizer Hygienekontrollstelle Eyeco inspizieren. «Es ist freiwillig, das ist das Problem», meint deren Geschäftsführerin Natalie Garcia. Die Quote sei «erbärmlich», sagt sie. Dabei sei die Kontrolle auch eine Hygiene-Qualitätsgarantie für den Kunden.
Keine Busse, aber es kann teuer werden
Mit der Freiwilligkeit könnte es aber bald zu Ende sein. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen strengt eine Revison der Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung an, die Tattoo-Studios noch dieses Jahr der Meldepflicht unterstellt. Dann können auch Pfuscher aus dem Verkehr gezogen werden.
Heute können diese nicht gebüsst werden. Teuer wird das Hantieren mit verbotener Tinte aber trotzdem. «Wir verrechnen Gebühren für unseren Aufwand, das sind dann schon einige hundert Franken», so Hauri. Im Wiederholungsfall könne es gar zu einer Strafanzeige kommen. Tatbestand: Gesundheitsgefährdung.
Schwere Komplikationen selten
Obwohl mit den Bildern auch giftige Substanzen unter die Haut gehen können, hat das zum Glück offenbar nur in seltenen Fällen direkte gesundheitliche Konsequenzen: «Infektionen sind selten und über Intoxikationen ist mir nichts bekannt», sagt Professor Peter Itin, Chefarzt Dermatologie am Universitätsspital Basel. Häufiger seien immunologische, also allergische Reaktionen. «Angesichts der Tatsache, dass beinahe jeder zweite junge Mensch heute ein Tattoo trägt, sind die gesundheitlichen Risiken offensichtlich nicht allzu dramatisch, sonst müssten wir sehr viel mehr Fälle haben.»