Aus Deutschland eingereistImmer mehr Afghanen kommen nach Basel
Vermehrt reisen Flüchtlinge via Deutschland nach Basel. Es handelt sich vor allem um Menschen aus Afghanistan. Diese Entwicklung bringt die Basler Behörden an ihre Grenzen.

Die Schweizer Grenzwache ist mit einem zunehmenden Migrationsstrom aus Deutschland konfrontiert.
In den frühen Morgenstunden fuhren sie diese Woche am Badischen Bahnhof ein: Vier junge Männer mit kleinen Gepäckstücken, begleitet wurden sie von vier Zoll-Beamten. Die kleine Gruppe ist auf einer langen Reise über Norddeutschland in die Schweiz geflüchtet. Viele Menschen tun es ihnen gleich und wählen den Weg nach Basel.
Allein in der ersten Novemberwoche wurden 217 «rechtswidrige Aufenthalter» in der Nordwestschweiz verzeichnet, wie Patrick Gantenbein, Sprecher der Grenzwache Basel, bestätigt. In der zweiten waren es bereits 430. Beachtet werden muss, dass bei den Einreise-Statistiken keine Aufteilung nach Grenzübergängen gemacht wird. Wie viele Personen faktisch über die deutsch-schweizerische Grenze eingereist sind, kann Gantenbein nicht sagen.
Knapp 70 Prozent kommen aus Afghanistan
Ein Grossteil der Flüchtlinge, die in Basel ankommen, stammt aus Afghanistan. 647 Personen reisten in den ersten beiden Novemberwochen in die Nordwestschweiz, darunter 440 Afghanen, also knapp 70 Prozent. Der Grund liegt in der Handhabung der Asylanträge von Afghanen in Deutschland. Zwar ist die Anerkennungsquote für afghanische Asylantragsteller laut einem Tagesschau-Beitrag der ARD relativ hoch: 78,4 Prozent dieser Flüchtlinge haben im zweiten Quartal dieses Jahres Asyl in Deutschland bekommen.
Dennoch hätten sie ungewöhnlich lange warten müssen, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen gewesen sei: mehr als ein Jahr. Vergleichsweise würden Flüchtlinge aus Syrien bevorzugt behandelt. Bei ihnen habe das Verfahren im zweiten Quartal dieses Jahres mit 4,2 Monaten nicht einmal halb so lange gedauert.
Grenzwache an zwei Fronten
Die Schweizer Grenzwache stehe in der Nordwestschweiz zwei Herausforderungen gegenüber, schildert Gantenbein. Im Norden mit einem zunehmenden Migrationsstrom aus Deutschland in die Schweiz und im Westen an der Grenze zu Frankreich mit den Terroranschlägen von Paris. «Wir arbeiten mit den Personalressourcen, die uns die Politik zur Verfügung stellt. Ob die Armee an der Grenze zur Verstärkung eingesetzt wird, ist ein politischer Entscheid», sagt er.
Auch das Empfangs- und Verfahrenszentrum des Bundes (EVZ) steht vor einer täglich wachsenden Herausforderung, den nicht abbrechenden Flüchtlingsstrom erst mal für wenige Wochen in Basel unterzubringen. «Glücklicherweise wurden wir noch nie mit der Situation konfrontiert, dass wir Menschen abweisen mussten», sagt EVZ-Basel-Leiter Roger Lang. Das EVZ Basel hat eine reguläre Kapazität von 400 Plätzen. Mit den Aussenstellen sowie den aktuell verfügbaren temporären Unterkünften verfügt es heute jedoch über deutlich mehr als 1000 Plätze.
«Einfacher wird es nicht»
«Die jetzige Lage ist sehr angespannt, aber es verläuft alles geordnet», sagt Lang. Er sei zuversichtlich, dass in naher Zukunft zusätzliche Unterkünfte bewilligt würden und auch die aufwändige Personenrekrutierung weiterhin nach Plan verlaufe. Einfacher werde es in den kommenden Wochen aber mit Sicherheit nicht.