Gedenkaktion «Favela-Dorf»34 Festnahmen an Art Basel - wegen Papptellern
Schüler der SfG Basel wurden am Freitagabend vorübergehend festgenommen, weil sie ein Projekt in Gedenken an die Favela-Aktion durchführen wollten.
Bereits am Freitagnachmittag patrouillierten mehrere Polizisten auf dem Messeplatz. Am Abend stellte sich heraus, was der Grund für das grosse Aufgebot war: Schüler der Schule für Gestaltung (SFG) wollten eine Choreografie in Gedenken an die letztjährige Favela-Aktion und die damit zusammenhängende Intervention durch die Basler Polizei auf dem Gelände vor der Kunstmesse durchführen.
Das Kunstprojekt kam jedoch erst gar nicht zustande, da die Polizei den Schülern sowie dem stellvertretenden Direktor Enrique Fontanilles und dem SFG-Lehrer Renatus Zürcher ein Verbot für die Aktion erteilte. «Aus diesem Grund entschieden wir uns, die die Choreografie nicht durchzuführen und nur als Einzelpersonen auf dem Platz zu erscheinen», sagte Fontanilles. Die Aktion «Art and Order» war vorher auf der eigenen Internetseite vorgestellt worden: «Es handelte sich dabei um eine visuelle Analyse der strategischen Choreographie der Basler Polizeioperation vom letzten Jahr an der Art. Es sollte ausschliesslich als Kunstprojekt wahrgenommen werden und nicht als konkreter Protest», so der stellvertretende Direktor weiter.
Wegen Papptellern verhaftet
Mit Papptellern, die die Beamten aus der Vogelperspektive symbolisiern sollten, sowie kleinen bedruckten Flyern unter dem Arm gingen einige Mitglieder der Gruppe auf den Messeplatz und versuchten, diese an Interessierte zu verteilen. Auch diese Aktion wurde durch die Polizei unterbrochen. Diese Teilnehmer wurden auf den Polizeiposten Waaghof gebracht, wo sie einer Polizeikontrolle unterzogen wurden. «Man sagte uns nicht, warum wir festgenommen werden», sagte Fontanilles.
Es wurden auch unbeteiligte Personen und Besucher der Art mitgenommen, die sich in der Nähe der Aktion befanden. So etwa ein in Deutschland lebender Mann, der versucht hatte, ein Foto vom Polizeieinsatz zu schiessen. Er habe mehrmals betont, dass er unter Klaustrophobie leide und Medikamente brauche. «Der Mann schwankte und fühlte sich unwohl. Erst als er in der Zelle zusammenbrach und wir die Polizisten laut darauf hinwiesen, wurde er zum Gefängnisarzt gebracht», erzählte Fontanilles. Auf dem Polizeiposten hätten sich fast alle ausziehen müsse. Ob dies notwendig war, sei dahingestellt, sagte der stellvertretende Direktor.
Zurzeit laufe ein Verfahren gegen Renatus Zürcher, der von der Polizei fälschlicherweise als Chef der Aktion vorgestellt wurde, so Fontanilles. Die Polizei bestätigte, dass es zu insgesamt 34 Festnahmen gekommen war. Die Polizei hat auf Montag einen detaillierten Bericht über die Aktion angekündigt.