BaselBrunnenheizer machen das Winterbad möglich
Im Sommer hüpft mancher zur Abkühlung in einen Brunnen. Das Basler Kollektiv Hotel Regina findet, das sollte auch im Winter so sein, und heizt verschiedenen Brunnen bald wieder ein.
Das Bad im Brunnen hat in Basel Tradition: Zu den warmen Jahreszeiten werden sie gerne zum Planschbecken umfunktioniert. Im Winter hingegen sind sie oft bloss ansehnliche Dekoration und in der Not Durstlöscher.
Fünf Basler wollen das ändern. Die Männer im Alter zwischen 20 und 30 haben es sich zum Ziel gemacht, das Brunnen-Bad auch bei eisigen Temperaturen zu ermöglichen. Sie gehören dem Kollektiv Hotel Regina an, das verschiedene Projekte unterstützt. Mit einem selbstgebastelten Holz-Ofen heizen sie das Wasser auf, so dass man sich mitten in der Stadt ohne Kälteschock ins angenehm warme Nass steigen kann.
Warme Brunnen auch in Biel
«Wir wollen, dass der Brunnen auch im Winter wieder ein sozialer Treffpunkt wird», sagt Moritz Praxmarer. Der 24-jährige Student ist einer der fünf Brunnenheizer. Zwischen Januar und April dieses Jahres installierten sie an vier Brunnen in Basel, so zum Beispiel am Wettsteinbrunnen, an ausgewählten Tagen ihren Ofen. Eine Pumpe führt das Wasser vom Brunnen zum Ofen und wieder zurück; angetrieben wird sie mechanisch über ein Velo. In den letzten zwei Wochen beheizten die Basler auch Brunnen in der Altstadt von Biel, wie «Le Matin» berichtete. Geladen hatte die Bieler Regionalgruppe von Greenpeace im Rahmen einer Demonstration gegen die geplante Westast-Autobahnumfahrung.
Politik steht bei den Brunnenheizern jedoch nicht im Vordergrund. «Wir finden, das ist doch ein Beruf, den es zu etablieren gilt», sagt Praxmarer. Auf die Idee kamen sie, als sie auf dem Dachboden der verstorbenen Grossmutter eines Heizers ein altes Theater-Manuskript entdeckten. «Es war ein fürchterliches Stück. Doch war dort von Brunnenheizern die Rede. Was diese genau taten, wurde jedoch nicht beschrieben.»
Expansion in die ganze Schweiz angepeilt
Die Idee war geboren, der Ofen irgendwann gebastelt, und im Januar 2017 der erste Brunnen beheizt. 15 Stunden dauert jeweils ein Arbeitstag. Das sei anstrengend, doch es lohne sich: «Die Leute waren verzaubert», sagt Praxmarer. Und die Polizei? «Die kam auch mal vorbei. Gebadet haben sie jedoch nicht.» In Biel habe sie sogar die Strasse für die Aktion gesperrt.
Also wird munter weitergeheizt. Auch in diesem Winter soll es in Basel wieder soweit sein. Wann genau, ist jedoch noch unklar. «Das wird man über Mund-zu-Mund-Propaganda erfahren». Doch Basel und Biel sollen nicht die einzigen Stationen bleiben. Auch Bern oder Zürich ist denkbar. «Soweit ich weiss, ist dort das Brunnen-Baden jedoch weniger etabliert als in Basel», sagt Praxmarer. Doch man wolle dranbleiben. Ein übergeordnetes Ziel sei, in der ganzen Schweiz Gruppen auszubilden, die ein winterliches Brunnen-Bad ermöglichen.