Vergewaltigung am Rhein, Passanten merkten nichts

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BaselVergewaltigung am Rhein, Passanten merkten nichts

Am Freitagabend ist in Basel eine junge Frau von zwei Männern am Rheinufer noch vor Einbruch der Dunkelheit vergewaltigt worden. Sie konnte nicht auf sich aufmerksam machen.

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In Basel ist es am Freitagabend zwischen 18 und 19 Uhr zu einem Sexualdelikt am Unteren Rheinweg gekommen.
Eine junge Frau wurde von zwei Männern vergewaltigt, wie die Staatsanwaltschaft des Kantons Basel-Stadt berichtet. Das Opfer hielt sich auf dem untersten Treppenabsatz der Rheinberme auf.
Von der gegenüberliegenden Seite ist der Tatort gut sichtbar.
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In Basel ist es am Freitagabend zwischen 18 und 19 Uhr zu einem Sexualdelikt am Unteren Rheinweg gekommen.

20 Minuten/stv

Am Freitagabend zwischen 18 und 19 Uhr ist es am Unteren Rheinweg zu einem Sexualdelikt gekommen: Eine junge Frau wurde von zwei Männern vergewaltigt, wie die Staatsanwaltschaft des Kantons Basel-Stadt am Samstag mitteilte.

Die ortsunkundige Frau war zuerst mit einer Freundin in einem Lokal, später begaben sich die zwei Frauen ans Rheinbord, wo um diese Zeit viele Basler die letzten Sonnenstrahlen genossen. Nachdem die Freundin sich vom Ort entfernt hatte, blieb die Frau auf dem untersten Treppenabsatz der Rheinberme sitzen.

Als sie dort von zwei Männern angesprochen wurde, wollte sich die Frau vom Ort entfernen. Die Männer hinderten sie aber daran. Danach hielt einer der Männer die Frau fest, während der andere Mann das Opfer vergewaltigte. Anschliessend flüchteten die Täter in unbekannte Richtung.

Kein Schrei, keine Blicke

Obwohl das Rheinufer um diese Zeit noch belebt war, die Klingentalfähre noch auf dem Rhein kreuzte und nur wenige Meter entfernt Menschen flanierten, scheint niemand die Tat mitbekommen zu haben. «Die junge Frau war nicht imstande, auf sich aufmerksam zu machen», erklärt Kriminalkommissär Peter Gill. Sprich: Es drangen keine Schreie vom Rheinufer, die die Aufmerksamkeit auf das Verbrechen gelenkt hätten. Dieses Verhalten ist bei Vergewaltigungsopfern nicht untypisch (siehe Box).

Das Opfer konnte eine vage Täterbeschreibung abgeben. Demnach sprachen beide Männer deutsch – ob Dialekt ist unklar, weil die Frau selbst nicht deutsch spricht. Einer der Täter war ca. 185 cm gross, von normaler Statur und hellhäutig. Er hatte eine grössere Nase, kurze, schwarze Haare, grosse Füsse in weissen Turnschuhen und ein weisses Langarmshirt sowie Bluejeans. Sein Komplize war etwas kleiner, von festerer Statur, hatte kräftige Hände und ein rundliches Gesicht. Er trug kurze, braune Haare und Dreitagebart, ein rotes Shirt unter seiner schwarzen Jacke und ebenfalls Bluejeans.

Wer hat die Täter flüchten sehen?

Gill geht davon aus, dass die Täter gesehen wurden, spätestens als sie sich vom Tatort entfernten. Der Tatort selbst liegt etwas im Schatten der Mauer und ist vom Unteren Rheinweg nicht sehr gut einsehbar. Zum Tatzeitpunkt habe das Opfer keine anderen Personen in ihrer Nähe gesehen.

Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden.

Schockstarre bei Vergewaltigung

Die junge Frau erlebte mutmasslich eine Schockstarre, als sie vergewaltigt wurde. Eine Abwehrreaktion wird dadurch unmöglich. Das würde auch erklären, weshalb sie nicht auf sich aufmerksam machen konnte. Entgegen der landläufigen Annahme, dass aktiver Widerstand bei Vergewaltigung die normale Verhaltensreaktion ist, ist just das Gegenteil typisch. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des schwedischen Karolinska-Instituts und des South General Hospitals in Stockholm vom Juni 2017.

Mehr als zwei Drittel von 298 Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, berichteten von einer deutlichen oder gar extremenen tonischen Bewegungslosigkeit, in der sie weder sprechen noch sich bewegen konnten. Diese Reaktion ist im Tierreich als Totstellreflex bekannt. Dieser gilt als evolutionäre Abwehrreaktion auf einen Angriff, wenn Widerstand nicht möglich ist.

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