Polizeikommandant Gerhard LipsHerr Lips, stellen Sie nun Ihr Amt zur Verfügung?
Nach den diversen Skandalen im baselstädtischen Polizeikorps bezieht Polizeikommandant Gerhard Lips im Interview mit 20 Minuten Stellung.

Kommandant Gerhard Lips musste für die diversen Polizei-Skandale viel Kritik einstecken.
Kapo BSHerr Lips, in regelmässigen Abständen werden immer wieder Skandale aus Ihrem Polizei-Korps aufgedeckt. Was muss noch alles passieren, bis Sie Ihr Amt zur Verfügung zu stellen?
Die überwiegende Mehrheit meiner Polizistinnen und Polizisten leistet Tag für Tag gute Arbeit, über die leider selten positiv berichtet wird. Interessant für die Berichterstattung in den Medien und die Öffentlichkeit sind offenbar nur Fehlleistungen, womit ein völlig falsches Bild der Polizeiarbeit gezeigt wird. Wenn Schwierigkeiten auftauchen, gehe ich diese an und sorge so rasch wie möglich für eine Bereinigung.
Macht Ihnen der Job überhaupt noch Spass?
In Kenntnis und im Bewusstsein dieser verzerrten Darstellung des polizeilichen Alltags mache ich trotzdem meine Arbeit mit vollem Engagement.
Haben Sie eine Ahnung, wieso innerhalb von so kurzer Zeit in Ihrem Korps derart viel schief gelaufen ist?
Diese Sicht habe ich nicht. Wie bereits ausgeführt wird der Bevölkerung ein einseitiges Bild vermittelt, da über die tausenden guten Einsätze nicht berichtet wird.
Im Fall des mutmasslichen Schänders, der im April erneut freigestellt wurde: War es im Nachhinein ein Fehler, ihn wieder zum Dienst antreten zu lassen?
Der mutmassliche Schänder durfte nach einem Urteil der Personalrekurskommission seine Arbeit –in einer anderen Abteilung –wieder aufnehmen. Die erneute Freistellung erfolgte nach einem neuen Vorfall, der mit dem ersten keinen sachlichen Zusammenhang hat.
Werden bei der Rekrutierung Fehler gemacht?
Die Rekrutierung erfolgt sehr sorgfältig und breit abgestützt. Die Vorfälle der letzten Zeit betrafen denn auch nicht junge Mitarbeiter, sondern solche, die teils viele Jahre im Dienst waren. Ein Bezug zu allfälligen Fehlern bei der damaligen Auswahl kann deshalb nicht hergestellt werden.
Ein Image-Experte rät im Gespräch mit 20 Minuten, interne Vorkommnisse proaktiv zu kommunizieren, bevor sie an die Medien durchsickern. Werden Sie dies in Zukunft machen?
Proaktive Kommunikation ist dann sinnvoll, wenn die Fakten bekannt und volle Transparenz möglich ist. Nach unserer Erfahrung ist dies aber häufig aus verschiedenen Gründen nicht so, zum Beispiel wenn der "Fall" als solcher nicht bekannt ist oder wenn es den Schutz der Persönlichkeit und das Amtsgeheimnis zu berücksichtigen gilt.
Gibt es aus der Analyse der anderen Fälle weitere Learnings?
Wir beurteilen jeden Einsatz und jeden Fall und lassen allfällige Erkenntnisse in die künftige Tätigkeit einfliessen.