Allschwil BL«Ich sah etwas brennen und jemanden wegrennen»
Am Dienstagabend griff ein Hooligan Fahrende beim Allschwiler Weiher an. Fast endete die Geschichte in einer Tragödie. Die Polizei räumt Fehler ein.
Andreas Geringer wirkt immer noch mitgenommen von den Ereignissen am Dienstagabend auf dem Parkplatz beim Allschwiler Weiher. Kurz vor 8 Uhr hatte ein 27-jähriger, alkoholisierter Hooligan einen 70-jährigen Fahrenden verprügelt. «Dazu hat er Scheiss-Zigeuner und Hau ab gerufen und uns gedroht», erzählt Geringer. Die Polizei liess den Täter anschliessend von einem Betreuer abholen. Die Fahrenden seien zu viert in drei Wohnwagen auf dem Parkplatz gewesen. Geringer, seine Frau und zwei ältere Herren.
«Der alte Mann hat eine sechs Zentimeter lange Schramme im Gesicht, weil der Hooligan ihn auf die Leitplanke gestossen hat», so Geringer. Zwei Stunden später waren sie alle im Wohnwagen von Geringer versammelt, als es draussen krachte. «Ich sah etwas brennen unter dem Wohnwagen und jemanden wegrennen», so Geringer. «Ich verfolgte ihn kurz. Zu 99 Prozent bin ich mir sicher, dass es der Hooligan war, der uns zuvor attackiert hatte.» Die wieder angerückte Polizei-Patrouille der Polizei-Basellandschaft habe den Fall heruntergespielt und gesagt, es handle sich bloss um einen Feuerwerkskörper.
Zweite Attacke in einem Jahr
Die Kantonspolizei Baselland hat mittlerweile gegenüber 20 Minuten Fehler bei der Ersteinschätzung der Lage eingeräumt. Sie stellte klar, dass es sich definitiv nicht um einen «Feuerwerkskörper» gehandelt habe, der auf den Wagen geschleudert worden sei, wie die Polizei ursprünglich angegeben hatte, sondern um einen Brandsatz. Es werde nun Anzeige wegen Brandstiftung gegen Unbekannt erstattet.
Nach dem Vorfall brachen die Fahrenden sofort auf und fand auf einem privaten Grundstück provisorisch Zuflucht. Wo sie in den nächsten Tagen hinsollen, weiss Geringer nicht. «Meine Frau und der attackierte alte Mann haben Angst.» Bereits im Sommer letzten Jahres waren sie laut Geringer im Baselbiet von Unbekannten mit Steinen beworfen worden. «Der Schaden an den Wohnwagen belief sich damals auf einige tausend Franken. Aber zum Glück wurde niemand verletzt.»
Fahrende stranden in Basel
Die Situation sei zumindest im Moment in Basel unbefriedigend, so Geringer. Ende Jahr lief der Vertrag der Zwischennutzung des Fahrplatzes neben der Uferstrasse aus. «Im April soll eine neue Zwischennutzung in Basel-Stadt bereitgestellt werden, bis der Kanton 2017 einen ersten festen Platz für die Fahrenden errichtet», so Geringer. Gerade im Winter sei es schwierig, einen Platz zu finden.
Einige Tage bleiben die Fahrenden auf dem privaten Grundstück, dann müssen sie weiter. «Der Zonenplan lässt einen Verbleib nicht zu.» Wohin sie dann gehen werden, weiss Geringer noch nicht. «Viele Fahrenden stranden im Winter und müssen Bussen bezahlen, da es keine Standplätze gibt. Ich hoffe, es findet sich bald eine Lösung.»