Islam-Flagge im Bahnhof verunsichert Basler

Aktualisiert

Aktion in BurkasIslam-Flagge im Bahnhof verunsichert Basler

Zwei junge Frauen in Burkas haben im Bahnhof SBB eine Flagge mit arabischen Schriftzeichen in die Luft gehalten. Ein Foto der Aktion sorgt für Aufregung. Jetzt spricht die Urheberin.

von
mak
Dieses Bild tauchte kürzlich in den sozialen Netzwerken auf. «IS in Basel?», fragt eine besorgte Leserin.
Hinter der Aktion steht die 21-jährige Priscilla Eckert-Salla, die mit ihrer Aktion auf die Diskriminierung der muslimischen Frauen aufmerksam machen wollte.
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Dieses Bild tauchte kürzlich in den sozialen Netzwerken auf. «IS in Basel?», fragt eine besorgte Leserin.

Zwei dunkle Gestalten halten eine schwarze Fahne mit weissen arabischen Schriftzeichen in die Höhe. Dieses Bild tauchte nun in sozialen Netzwerken auf. Offensichtlich wurde es im Bahnhof SBB in Basel aufgenommen. «IS in Basel?», fragte sich eine besorgte Leserin. Aufgenommen wurde das Bild am Fasnachtsmontag kurz vor Beginn des Morgestraichs. Ein Fasnachtsscherz liegt diesem Bild allerdings nicht zugrunde.

«Gegen Islam-Hetze»

«Ich wollte zeigen, dass muslimische Frauen mit Burkas ganz normale Menschen sind und nichts mit dem IS zu tun haben», erklärt Priscilla Eckert-Salla. Mit ihrer Aktion habe die 21-jährige KV-Lehrtocher Vorurteile abbauen wollen. «In letzter Zeit ist in den Medien so viel Schlechtes und auch Unwahres über den Islam geschrieben worden – da fühlte ich mich verpflichtet, etwas dagegen zu unternehmen.»

Der Entscheid, die Aktion während des Morgestraichs durchzuführen, sei eher spontan gefallen, aber vom Zeitpunkt her wohl richtig gewählt, sagt sie: «Ich dachte, während dem Morgestraich gilt das Vermummungsverbot nicht.» Dass ihr Auftritt und vor allem das nun veröffentlichte Bild einigen Menschen in den falschen Hals geraten könnte, habe Eckert-Salla nicht bedacht. «Es handelt sich bei der Aufschrift der Fahne doch lediglich um das muslimische Glaubensbekenntnis.»

Die Fahne habe mit den IS-Terroristen direkt nichts zu tun, sagt die Baslerin Andrea Jud, Doktorandin an der Professur für Politik und Zeitgeschichte des Nahen Ostens in Erlangen-Nürnberg. «Das islamische Glaubensbekenntnis ist der kleinste gemeinsame Nenner aller Muslime und somit nichts Provokantes. Auf der Fahne steht zu deutsch: Es gibt keinen Gott ausser Gott und Mohammed ist sein Prophet.» Allerdings wird die «Schwarze Flagge» wegen ihrer hohen Symbolkraft im Islam mit Vorliebe von terroristischen Vereinigungen verwendet.

Angst vor Übergriffen

Nach der kurzen Aktion im Bahnhof SBB mischten sich Eckert-Salla und ihre Freundin, die keine Muslima ist, unter das Fasnachtsvolk. Die Erfahrungen dort beschreibt sie als gemischt: «Es gab zwei, drei ISIS-Rufe und böse Blicke von älteren Leuten. Aber die meisten waren neugierig und kamen offen auf uns zu, um mit uns zu reden.»

Eckert-Salla ist Konvertitin und erst vor eineinhalb Jahren zum Islam übergetreten. Ihr Umfeld sei christlich geprägt und akzeptiere ihre Entscheidung, sagt sie. Trotzdem getraut sie sich nicht, ein Kopftuch zu tragen: Sie fürchtet sich vor Repressionen. «Ich habe Angst, dass man mich nicht mehr akzeptiert und ich im gesellschaftlichen Leben Nachteile erfahre.» Deshalb ist sie überzeugt, dass Aufklärungsaktionen gerade über muslimische Frauen sehr wichtig sind. Dass sie mit ihrer Aktion mehr Verwirrung als Aufklärung stiftete, sieht die Tochter eines Spaniers und einer Schweizerin heute ein. «Ich würde gerne eine aufschlussreichere Aktion starten – einfach nicht mehr allein.»

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