Jihadisten-NetzwerkIslamisten-Sumpf in Basel
Basel ringt mit Terror-Verdächtigen: Ein Iraker (24) mit einschlägigen Verbindungen sitzt in Ausschaffungshaft; ein Bosnier (42) soll radikale Propaganda verbreitet haben.

Der 24-jährige Iraker und mutmassliche Jihadist sitzt im Bässlergut in Ausschaffungshaft.
Keystone/Georgios KefalasIm Alter von 7 Jahren kam A.J. 1999 aus dem Irak in die Schweiz. Wie die «Basler Zeitung» schreibt, war der inzwischen 24-Jährige zunächst ein «Paradebeispiel der Integration». Heute gilt der junge Mann als gefährlich: Nach einer mutmasslichen Reise ins Kampfgebiet in Syrien und dem Irak wurde gegen ihn 2015 ein Einreiseverbot verhängt. Nachdem er dennoch in die Schweiz zurückgekehrt war, wurde er am 16. Juli 2016 verhaftet – nun sitzt er im Bässlergut in Ausschaffungshaft.
Er soll sich nicht nur einer terroristischen Organisation angeschlossen haben, sondern auch Kontakte zu Islamisten in der Schweiz und in Deutschland gepflegt haben. Dazu gehört der Imam der Basler König-Faysal-Moschee, dessen Söhne sich aus religiösen Gründen weigern, ihrer Lehrerin in Therwil die Hand zu geben.
Der Übersetzer des Imams, Septim Dauti, gilt laut der «Rundschau» als Mentor von A. J. und soll diesen mehrfach im Gefängnis besucht haben.
Im Netz des radikalen Islam
Dauti ist der Mann hinter der Koranverteilaktion Lies in Basel. Das Konzept hat er aus Deutschland übernommen. Dort ist die Organisation im Visier der Behörden, weil laut BaZ zwei ihrer Anhänger nach Syrien in den Jihad gereist sein sollen. Ihr Ziel sei es, junge Menschen zum salafistischen Islam zu bekehren, der den Koran sehr strikt auslegt. «Lies ist eine islamistische Organisation», sagt Jasmin El Sobati vom Forum für einen fortschrittlichen Islam gegenüber der Zeitung.
In einem der BaZ vorliegenden Video soll A.J. am Gymnasium Kirschgarten, das er besucht hatte, in einem Klassenzimmer eine radikale Predigt gehalten haben. Wie viele Zuschauer er hatte, lässt sich nicht feststellen, so Simon Thiriet, Sprecher des Erziehungsdepartements (ED). «Wir gehen davon aus, dass es sich um eine Inszenierung handelt», sagt er. Das ED sei mit dem Video konfrontiert worden und habe es den Lehrpersonen vorgelegt. Diese hätten keinen solchen Vortrag zugelassen. So liege die Vermutung nahe, dass sich der Protagonist und einige Helfer an einem schulfreien Nachmittag in ein Zimmer geschlichen hätten, um die gestellte Predigt zu filmen.
A.J. trägt im Film ein Lies-T-Shirt. Zudem ist der Film laut dem Bericht mit Verweisen auf radikal-islamische Websites versehen, etwa zu einer Quelle mit Texten von Abdul Rahman Al-Sheha, der die Tötung von Menschen, die sich vom Islam lösen, und die Steinigung von Ehebrechern fordere. Ob A.J. ausgeschafft werden kann, sei derzeit aber noch ungewiss, denn der Irak will mutmassliche Jihadisten nicht zurücknehmen. Die Bundesanwaltschaft halte sich bedeckt, so die «Rundschau» von SRF.
Kurz vor der Verurteilung
Aktiv wurden die Behörden hingegen im Fall des 42-jährigen Bosniers S.C. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, hat sich der Mann bereits seit 2009 im Visier der Behörden befunden. Der Kassenwart der Islamischen Gemeinschaft Bosniens in Basel soll jahrelang Beziehungen in die radikalsten Kreise seiner Heimat gepflegt haben, darunter zu Hasspredigern und einem syrischen al-Qaida-Führer. Zudem wurde bei ihm 2014 umfangreiches Propagandamaterial gefunden. Er wurde der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung und öffentlicher Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit angeklagt.
Vor Gericht zeigte sich S.C. geständig und distanzierte sich von den Islamisten. Wie die Bundesanwaltschaft bestätigt, befindet sich das Verfahren kurz vor dem Abschluss. Vermutlich wird er aber mit einem Strafbefehl davonkommen, so die Zeitung.
* Namen geändert