Basel-StadtPrügelei unter Eritreern: Regierungsspitzel im Spiel?
Am Samstag kam es zu mehreren Gewalttaten unter Eritreern, die sonst für ihre Friedfertigkeit bekannt sind. Möglicherweise waren Regierungsspitzel und bezahlte Schläger im Spiel.

In diesen Park musste die Polizei gleich mehrmals ausrücken: Die Elisabethenanlage in Basel. (7. April 2009)
Mit abgebrochenen Ästen, Holzpflöcken und Absperrmaterial gingen am Samstag kurz nach Mitternacht rund 20 Eritreer in der Elisabethenanlage aufeinander los, wie die Basler Staatsanwaltschaft mitteilte. Es war ein Ausmass an Gewaltbereitschaft, das für die als friedfertig bekannten Leute ungewöhnlich ist. Der Grund für die Auseinandersetzungen ist laut Staatsanwaltschaft noch unklar und Gegenstand laufender Ermittlungen.
Gemäss Informationen von 20 Minuten fand aber am gleichen Abend ein Eritrea-Fest in der Dreirosenanlage statt. Möglich, dass dort die Auseinandersetzung ihren Ursprung nahm. Grossrätin Heidi Mück, die bis vor kurzem beim Forum für die Integration von Migranten und Migrantinnen (FIMM) tätig war, ist ob der jüngsten Gewaltexzesse überfragt: « Ich war äusserst erstaunt als ich davon erfuhr. Die Eritreer pflegen normalerweise ein total friedliches Miteinander», sagt sie. Sie verweist aber auf einen Vorfall vor rund zwei Jahren im Raum Zürich.
Regierungsspitzel und bezahlte Schläger
Im Juni 2013 hatten sich hunderte Eritreer zu einem Fest in der Stadthalle in Dietikon versammelt. Als eine Gruppe Unbekannter dazu stiess, artete das Fest in wüsten Schlägereien aus (20 Minuten berichtete). Damals wurden neun Personen verletzt und mehrere verhaftet. Laut Augenzeugen waren es wie in Basel Eritreer, die gegenseitig aufeinander losgingen. In der Schweiz komme es immer wieder zu Scharmützeln zwischen regierungsfreundlichen und -feindlichen Gruppierungen.
Kurz zuvor wurde von als Asylanten getarnten Regierungsspitzeln berichtet, die von den hiesigen Eritreern Schutzgeld eintreiben würden. Wie Toni Locher, Honorarkonsul von Eritrea, gegenüber 20 Minuten erklärte, handle es sich um eritreische Schlägergruppen, die aus Äthiopien finanziert würden und alle grösseren Events in der Schweiz stören würden.
Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt wollte auf Anfrage diese These nicht kommentieren . Bezüglich Motiv und Hintergrund tappen die Behörden noch im Dunkeln.
Unbeteiligte angegriffen und beraubt
Bei der Massenschlägerei im De Wette-Parkwurden auch Passanten in Mitleidenschaft gezogen, als sich plötzlich einige Prügelnde aus dem rund 20 köpfigen Pulk lösten und vier Jugendliche angriffen. Ein Mann schlug einem 19-Jährigen eine Flasche ins Gesicht. Das Opfer erlitt erhebliche Verletzungen und wurde von der Sanität auf eine Notfallstation gebracht. Die Polizei konnte wenig später drei Männer festnehmen, welche «dringend verdächtig werden», am Angriff gegen die vier Jugendlichen beteiligt gewesen zu sein.
Wenig später verfolgten zwei Männer zunächst einen 21-jährigen Mann, wie Passanten der Polizei berichteten. Plötzlich habe einer der Männer dem Opfer von hinten eine Flasche auf den Kopf geschlagen. Der 21-Jährige stürzte und die beiden Täter raubten ihm sein Smartphone. Wenig später nahm die Polizei einen 19- und einen 20-jährigen Eritreer fest. Bei einem der beiden wurde das geraubte Smartphone gefunden.
Damit war die Gewaltserie in Basel aber noch nicht zu Ende: Gegen 7 Uhr morgens wurde ein 32-jähriger Eritreer von drei Landsmännern an der Tramhaltestelle Dreirosenbrücke angegriffen. Auch ihm schlug man eine Flasche über den Schädel. Die Sanität musste ihn darauf mit diversen Verletzungen hospitalisieren. Ein tatverdächtiger 23-jähriger Eritreer wurde kurz darauf von der Polizei festgenommen.
(cs/sda)