Muss der FC Basel um sein Hausrecht zittern?

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Konzerte statt FussballMuss der FC Basel um sein Hausrecht zittern?

Das Basler Kantonsparlament möchte gerne mehr Konzerte im St. Jakob Park. Das könnte unangenehme Konsequenzen für den FC Basel haben, fürchtet Grossrat Heinrich Ueberwasser.

von
David Frische
In erster Linie ist das Basler Joggeli ein Fussballstadion. Das Basler Parlament äussert aber den Wunsch, dass hier auch wieder mehr Konzerte stattfinden. Openairs mit internationalen Superstars fänden heute vor allem in Zürich und Bern statt, wird moniert.
Das war nicht immer so. Noch im alten Joggeli gehörten Auftritte grosser Pop-Stars zum Sommerprogramm. Im Juli 1997 spielte Michael Jackson.
Kodak statt Instagram beim ausverkauften Konzert des King of Pop am 25. Juli 1997.
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In erster Linie ist das Basler Joggeli ein Fussballstadion. Das Basler Parlament äussert aber den Wunsch, dass hier auch wieder mehr Konzerte stattfinden. Openairs mit internationalen Superstars fänden heute vor allem in Zürich und Bern statt, wird moniert.

Keystone/Ennio Leanza

Im Basler St. Jakob-Park soll nicht nur Fussball gespielt werden, es sollen auch wieder mehr Grossveranstaltungen wie Konzerte stattfinden. Das fordert SP-Grossrat René Brigger in einem Vorstoss, der am Mittwoch Grossen Rat behandelt wurde. Brigger möchte, dass die Regierung prüft, wie das Stadion breiter genutzt werden kann. Es gehe ihm dabei vor allem um die spielfreie Zeit, in der Konzerte stattfinden sollen, schreibt er im Vorstoss.

Er beklagt sich darüber, dass in den letzten Jahren kaum mehr grosse Acts wie die Rolling Stones, AC/DC oder Coldplay im Joggeli gespielt haben. «Die grossen Stars gehen nach Zürich oder nach Bern», so Brigger. «Das Basler Publikum hat seit Jahren das Nachsehen.» Der Grosse Rat hat den Vorstoss mit 58 zu 29 Stimmen an die Regierung überwiesen.

Auf Rankhof oder Schützenmatte ausweichen?

Grossratskollege Heinrich Ueberwasser (SVP) ist ob den Worten Briggers besorgt: «Das Basler Parlament rüttelt am Heimrecht des FC Basel im St. Jakob-Park.» Ihm fehlt in Briggers Anliegen ein klares Bekenntnis zum FCB und dessen Vorrang bei der Austragung seiner Fussballspiele. Ueberwasser ist selbst leidenschaftlicher Fan des FC Basel.

Endgültig läuteten bei Ueberwasser dann am Mittwoch die Alarmglocken, als Christian von Wartburg (SP) in der Debatte des Grossen Rats das Hausrecht des FCB infrage stellte: Sollte es zum Fall kommen, dass ein Konzert im Joggeli mit einem Heimspiel des FCB kollidiere, wäre das zwar «dramatisch», so von Wartburg. In Erinnerung an einstige FCB-Spiele im Rankhof oder auf der Schützenmatte meinte er aber, dass Rotblau zur Not ja dorthin ausweichen könnte. Für Ueberwasser ist das schlichtweg «nicht machbar». Denn ein Stadion wie der Rankhof oder die Schützenmatte erfüllten nicht die Vorgaben der nationalen Liga und schon gar nicht jene der Uefa.

Auch André Auderset von der LDP kann mit dem Vorstoss nicht viel anfangen. Aufgrund des Spielplans des FCB und der Tatsache, dass der Verein oft auch unter der Woche internationale Auftritte habe, blieben für Konzerte nur noch unattraktive Randzeiten übrig. «Ich bezweifle, dass jemand am Montagnachmittag AC/DC spielen sehen will», so Auderset.

«Basel hinkt Zürich hinterher»

Der Vorstoss findet allerdings auch bei FCB-verbundenen Politikern Anklang. Der ehemalige Co-Leiter der Fanarbeit Basel, Thomas Gander, unterstützt das Anliegen Briggers. «Basel hinkt Zürich in Sachen Konzerten und anderen Grossveranstaltungen hinterher.» Er versteht zwar die Bedenken betreffend Spielplan. Gander bemerkt aber auch, dass sich spielfreie Zeiten aus den langfristigen Spielplänen herauslesen liessen und sich Räume beispielsweise auch in Liga-Pausen ergeben, wenn die Nationalmannschaft spiele. Zürich koordiniere Veranstaltungen gar mit zwei Klubs im Letzigrund, so Gander.

Ueberwasser betont, dass er andere Events wie Konzerte im Joggeli begrüsse. Es brauche aber Flexibilität von allen Seiten, wenn zum Beispiel mal ein Spiel verschoben werden müsse. Dieses in ein anderes Stadion zu verlegen, kommt für ihn nicht infrage.

FCB beruft sich auf Mietvertrag

Der FCB selbst teilte gegenüber 20 Minuten mit, dass er nicht bereit sei, wegen einer Grossveranstaltung für eines oder mehrere Heimspiele in ein anderes Stadion auszuweichen. «Der FCB ist Mieter des Stadions und hat im Rahmen dieses Vertrages das Recht, seine Spiele im Stadion auszutragen.»

Helene Fischer an ihrem Konzert im Juni 2015 im St. Jakob Stadio in Basel. (Video: Leser-Reporter)

Helene Fischer bei ihrem Auftritt im Joggeli im Sommer 2015. (Video: Leser-Reporter)

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