Im Restaurant aufs WC, ohne etwas zu bestellen?

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In Basel kein ProblemIm Restaurant aufs WC, ohne etwas zu bestellen?

In 31 Basler Lokalen und Geschäften kann man seit Anfang Mai das stille Örtchen aufsuchen, ohne konsumieren zu müssen. Die Stadt ist damit Schweizer Spitzenreiter.

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Gleich 31 Basler Betriebe öffnen ihre Toiletten für Nicht-Kunden. Wie das Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) und Basel Tourismus am Mittwoch mitteilten, werden die sanitären Anlagen in der Innenstadt kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug erhalten die Besitzer, die ihre nun öffentlichen WCs mit Aufklebern am Eingang signalisieren, eine Entschädigung von 2500 Franken im Jahr.

Denn wer aufs WC muss, der muss. In der Öffentlichkeit ist es aber nicht immer ganz einfach, den passenden Ort zu finden. Und wenn man ihn gefunden hat, ist es je nach dem nicht ganz billig. Grundsätzlich gilt in den meisten Geschäften nach wie vor eine Konsumverpflichtung. Und öffentliches Verrichten der Notdurft ist strafbar und wird mit 50 Franken gebüsst.

Um das Angebot der 85 öffentlichen Toiletten in der Stadt zu ergänzen, haben sich die Lokale nun dazu verpflichtet, ihre stillen Örtchen konsumunabhängig anzubieten. Beim Projekt «Nette Toilette» ist Basel ganz vorne mit dabei. Zum Vergleich: Laut dem BVD hat die Stadt Bern 19 nette Toiletten, die Stadt Luzern deren 13.

31 von 40 Lokalen sagten zu

«Insgesamt wurden 40 Beizen angefragt und 31 wollten mitmachen», sagt Daniel Hofer, Sprecher des Basler Tiefbauamts. Erhofft habe man sich 20. «Dass wir gleich so viele für diese Idee begeistern konnten, ist eine positive Überraschung», sagt er.

Absagen seien laut Hofer unterschiedlich begründet worden. Einige Lokale hätten sich daran gestört, dass dann zu viele Personen ihre Toiletten nutzen würden. «Anderen gefiel der Kleber nicht», sagt er mit einem Schmunzeln.

Während das Konzept in Basel von den Wirten gut aufgenommen wurde, spülten es ihre Pendants in Brugg AG im Jahr 2016 herunter, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Wegen mangelnder Resonanz sei «die Übung abgebrochen» worden, erklärte der Brugger Tourismus-Präsident Jürg Hässig gegenüber dem Blatt.

Wirteverband pocht auf Entscheidungsfreiheit

«Wir freuen uns, wenn Betriebe mitmachen», sagt Maurus Ebneter, Sprecher des Basler Wirteverbandes. Auch sei er positiv überrascht, dass sich in Basel gleich so viele entschlossen haben, ihre Toiletten frei zugänglich zu machen. Er hofft, dass Basel so noch besucherfreundlicher wahrgenommen wird.

Wichtig ist Ebneter aber, dass jeder Betrieb für sich selber entscheidet und die «Nette Toilette» keine Pflicht wird. «Es ist individuell, ob sich ein Lokal überhaupt dafür eignet», sagt er. In einem gehobenen Restaurant, das von den Toilettengängern durchquert werden muss, könnten diese zum Störfaktor werden.

«Die Kosten sind nicht zu unterschätzen», sagt Ebneter zum Unterhalt der sanitären Anlagen. Es könne sein, dass die staatliche Entschädigung von 2500 Franken nicht reiche. Zudem könne es im schlimmsten Fall zu Vandalismus kommen. Schwarzmalen will er aber nicht: «Bisherige Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass es kein Problem ist», sagt er.

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