Solidaritätswelle für bedrohte Rosskastanie

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Basler QuartierSolidaritätswelle für bedrohte Rosskastanie

Am Wiesenplatz soll eine Rote Rosskastanie der Aufwertung des Platzes weichen. Das Quartier will den Verlust der beliebten Roswitha nicht hinnehmen.

Lukas Hausendorf
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Lukas Hausendorf
Die Rote Rosskastanie Roswitha soll der Umgestaltung des Wiesenplatzes weichen. An ihrer Stelle soll künftig Boule gespielt werden.
Der 60 Jahre alte Baum ist noch kerngesund und ein beliebter Schattenspender an heissen Tagen.
Auf den Plänen des städtischen Planungsamts ist Roswitha weg. Dagegen regt sich im Quartier nun Widerstand. Eine Einsprache wurde bereits abgewiesen, jetzt haben Anwohner gegen den Entscheid Rekurs eingereicht.
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Die Rote Rosskastanie Roswitha soll der Umgestaltung des Wiesenplatzes weichen. An ihrer Stelle soll künftig Boule gespielt werden.

20 Minuten/lha

«Das tut einfach weh», sagt Martin Elsener. Der langjährige Bewohner des Klybeck kann nicht verstehen, warum die Rote Rosskastanie am Wiesenplatz gefällt werden soll. «Im Tessin würden sie einem den Hals umdrehen, wenn man eine gesunde Kastanie fällt.» Die anderen Gäste im Restaurant Depot 14 am Wiesenplatz nicken zustimmend. Dem 60 Jahre alten, gesunden Baum soll es an den Kragen gehen. Die Umgestaltung und Aufwertung des Platzes macht das nötig, befanden die städtischen Planer.

Das wollen Anwohner des Quartiers aber nicht hinnehmen. Seit einigen Tagen formiert sich auf der Facebookseite «Rosie lebt» der virtuelle Widerstand gegen die Fällung des – notabene geschützten – Baumes, den die Anwohner liebevoll Roswitha tauften. Stündlich solidarisieren sich hier mehr Menschen mit der Rosskastanie.

Boule spielen in der prallen Sonne

Kernstück der Umgestaltung ist eine Boule-Bahn, die an dieser Stelle vorgesehen ist. Zusammen mit den anderen Gestaltungselementen des Platzes wie etwa Sitzgelegenheiten und ein Wasserspiel sei kein Raum mehr gewesen für die Rote Rosskastanie. «Andere Platzierungen, welche im Rahmen der Evaluation in Betracht gezogen wurden, hätten nicht genügend Raum gelassen, um dem Boule-Spiel zuzuschauen, oder sie hätten die Fällung einer grösseren Anzahl Bäume erforderlich gemacht», argumentiert das Tiefbauamt in der Ablehnung einer Einsprache des Vereins Inselgarten vom 23. April.

Weiter stünde die Rosskastanie dem öffentlichen Interesse an der Wohnqualitätsverbesserung entgegen, die mit der Umgestaltung erzielt werde. «Das führt man als Grund an, um einen geschützten Baum wie Roswitha zu fällen», enerviert sich Dani Kurmann, der als Sprecher des Bürgerforums «Rosies Sprösslinge» auftritt. Den Argumenten der Planer kann er überhaupt nicht folgen. Roswitha sei als Schattenspenderin zentral für die Aufenthaltsqualität auf dem Platz. Das sieht auch Martin Elsener so: «Es gibt nichts Schöneres, als unter dem Schatten einer Kastanie zu sein.»

Kurmann beruft sich auch auf das Basler Baumschutzgesetz. Darin ist festgehalten: «Der Baumbestand im Kanton Basel-Stadt ist im Interesse der Qualität des Lebensraumes, insbesondere der Wohnlichkeit, zu erhalten und möglichst zu vermehren.»

Anwohner kämpfen sich durch die Instanzen

Gegen den abschlägigen Einspracheentscheid des Tiefbauamts haben Kurmann und seine Mitstreiter am Mittwoch Rekurs eingelegt. In der Hoffnung, dass das Tiefbauamt zur Einsicht gelangt und Verhandlungsbereitschaft signalisiert. «Bitte, Herr Wessels, pfeifen Sie Ihre Baumfäller zurück und lassen Sie uns nochmal über die Sache reden», appelliert er.

In den kommenden Tagen wird der Widerstand gegen die drohende Baumfällung auch die Strasse erreichen. Mit Flyern, Infoplakaten und friedlichen Protestaktionen.

Das Basler Tiefbauamt stellte zum Sachverhalt eine Stellungnahme für Donnerstag in Aussicht.

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