Bluttat in BaselDer Messerstecher «lächelte nie»
Am Montag wurden in Basel eine Deutsche (46) und eine Schweizerin (76) getötet. Ein Mann, der zu Hilfe eilte, wurde schwer verletzt. Ein Beziehungsdelikt liegt offenbar nicht vor.
Mit einem Messer wurden am Montagnachmittag in Basel zwei Frauen attackiert und getötet. Bei den Opfern handelt es sich um eine 46-jährige Deutsche sowie eine 76-jährige Schweizerin. Ein 87-jähriger Schweizer, der ihre Schreie gehört hatte und zu Hilfe geeilt war, wurde von dem mutmasslichen Täter, dem 22-jährigen Raphael F.*, ebenfalls angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Er ist mittlerweile ausser Lebensgefahr. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, soll es sich bei der Tat um kein Beziehungsdelikt im engeren Sinne handeln. Inwiefern F. seine Opfer kannte, ist nicht bekannt. «Dazu sagen wir nichts», so Kriminalkommissär Peter Gill auf Anfrage.
Das erste Opfer, die 46-jährige Therapeutin Astrid W.*, tötete er gegen ca. 13.30 Uhr in ihrer Wohnung am Nasenweg. Danach kam es Stunden später um 16 Uhr in der nahe gelegenen Wildensteinerstrasse zur zweiten Bluttat. Was F. in der Zwischenzeit machte, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft sucht in diesem Zusammenhang nach wie vor Zeugen. Wie von Anwohnern zu erfahren war, wurde eine Frau von der Polizei gefragt, ob sie einen barfüssig rennenden Mann gesehen habe. Dazu bezog Gill am Dienstag auf Anfrage keine Stellung.
Nach den Bluttaten rannte F. mit dem Messer in der Hand nach Hause an die Farnsburgerstrasse, wo er sich zunächst in der Wohung eines Nachbarn, die gerade umgebaut wird, im Dachstock verschanzte. Festgenommen wurde er schliesslich in der elterlichen Wohnung.
Gebückter Einzelgänger
Die Nachbarn im Basler Breite-Quartier sind geschockt. Viele kannten den mutmasslichen Täter, den 22-jährigen Raphael. F.*, der zusammen mit seiner Mutter und seinem Stiefvater an der Farnsburgerstrasse gewohnt hatte. «Er war ein Einzelgänger. Er lief immer gebückt durch die Welt, war depressiv», sagt eine junge Frau, die mit dem 22-Jährigen im Quartier aufgewachsen ist. Ihr Kollege ging sogar mit dem arbeitslosen F. zur Schule. «Er war wie eine tickende Zeitbombe», sagt ein anderer Bekannter von F., der nicht fassen kann, was passiert ist. Eine ehemalige Klassenkameradin, die mit F. die Primarschule Gellert besuchte, zeichnet ein ähnliches Bild des Täters. «Er war damals schon ein Einzelgänger und wurde manchmal handgreiflich», erzählt sie.
Die Abwartin des Hauses, in dem F. mit seiner Mutter und seinem Stiefvater lebte, beschreibt ihn auch als ruhigen und nie lächelnden jungen Mann. Er sei aber nie negativ aufgefallen. «Früher hat er noch mit meinen Söhnen gespielt», erzählt sie. In den letzten Jahren habe er aber sehr zurückgezogen gelebt. Seine Eltern lebten schon seit Jahren getrennt. Auch hat F. einen älteren Bruder, der aber bei seinem leiblichen Vater wohnt. Das Auseinanderbrechen seiner Familie könnte eine Erklärung für die innere Zurückgezogenheit von F. sein, der nach der Schulzeit den Anschluss in eine Berufslehre verpasste.
«Es ist der Wahnsinn»
«Ich kann es immer noch nicht glauben, was passiert ist», sagt Vermieter Rafis K.*, als er vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses steht. «Es hätte auch meine Mutter treffen können», antwortet eine junge Frau und senkt ihren Blick auf den Boden. «Es ist der Wahnsinn.»
Über das Motiv der Tat herrscht auch am Tag danach weiterhin Unklarheit. Noch am Dienstagnachmittag wurde F. vernommen. Auch werde er nun psychologisch abgeklärt.
*Name der Redaktion bekannt
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